Lenz Koppelstätter: DER TOTE AM GLETSCHER

Geheimnisvolle Gletscherleiche

17. August 2015
Ein Toter mit einer Pfeilspitze in der Schulter gibt der Polizei in Bozen Rätsel auf. Die Leiche liegt unweit von dort, wo der Steinzeitmensch Ötzi gefunden wurde. Koppelstätters ­raffinierter Krimi fesselt mit viel Atmosphäre.

Zwei Tote spielen in Ihrem Kriminalroman eine Rolle: ein ermordeter Einsiedler und ein Mann, der vor 5 000 Jahren ums ­Leben kam. Wie kamen Sie auf die Ötzi-Idee?
Als geborener Südtiroler begleitet mich die Gletscherleiche seit meiner Jugend. Für mich war es schon immer faszinierend, diesem Menschen, der vor Jahrtausenden gelebt hat, in die Augen zu schauen, und ich habe seither jede Ötzi-Meldung aufmerksam verfolgt.

Als gelernter Journalist wissen Sie, wie man recherchiert. Wie sind Sie bei Ihrem ersten Krimi vorgegangen?
Zum Thema Ötzi habe ich mit vielen Experten gesprochen, damit die Geschichte, die ich erzähle, auch glaubhaft ist. Meine Informationen zur Polizeiarbeit stammen von einem alten Schulfreund, der bei den Carabinieri arbeitet. Und natürlich habe ich mich von vielen Orten in Südtirol inspirieren lassen.

Commissario Grauners Assistent Saltapepe, der aus Neapel nach Bozen versetzt wurde, fühlt sich in Südtirol nicht so recht wohl. Was unterscheidet die Region vom übrigen Italien?
Saltapepe ist Meer und Sonne gewohnt und muss nun zwischen verschneiten Bergen seinen Dienst verrichten. Ungewohnt für ihn sind aber nicht nur Eis und Schnee, auch die Menschen sind anders. Statt süditalienischer Dolce Vita regiert hier eine eher strenge Arbeitsmoral. Der Süd­tiroler kann zwar durchaus herzlich sein, aber er ist auch ziemlich stur und haut gern mal auf den Tisch.