Kerstin Gier: SILBER

"Sie werden mir fehlen"

12. Oktober 2015
Der lang erwartete dritte Band von Kerstin Giers „Silber“-Trilogie ist da. In einem furiosen Showdown kämpfen Liv und ihre Freunde ein letztes Mal gegen all jene, die die Herrschaft über die Traumwelt erlangen wollen.

Gerade haben Sie Ihre Fantasy-Trilogie „Silber“ beendet, nachdem Sie immerhin drei Jahre mit Ihren träumenden Helden verbracht haben. Vermissen Sie sie schon?
 Noch vermisse ich sie nicht – es kommt mir erst wie gestern vor, dass ich fertig geworden bin. Außerdem schreibe ich gerade noch an letzten Beiträgen für den parallelen Internetblog. Aber ein bisschen wehmütig bin ich schon, dass es schon wieder vorbei ist – sie werden mir alle fehlen.

Wie kamen Sie damals auf die Idee zu jener gefährlich-­ver­lockenden Parallelwelt der Träume mit ihren langen Gängen und den individuellen Traumtüren?
Ich brauchte einfache Bilder, die jedem sofort vertraut sind, um meine doch eher abstrakte Idee von Menschen, die sich gegenseitig in ihren Träumen besuchen können, verständlich zu vermitteln. Sich den persönlichen Traum wie einen Raum zu denken, der durch eine Tür geschützt wird, die wiederum in einen unendlichen, verzweigten Korridor führt, auf den die Traumtüren aller Menschen dieser Welt münden, erschien mir da als eine ebenso simple wie poetische Lösung. 

Die 16-jährige Liv und ihre kleine Schwester Mia sind sehr besondere Heldinnen. Mädchenhaftes Getue beispielsweise ist ihnen fremd. Was zeichnet sie sonst noch aus?
Da die beiden in ihrem Leben so oft umziehen und sich zum Teil recht exotischen Umständen anpassen mussten, hatten sie nie Zeit, tiefe Beziehungen zu anderen Menschen zu entwickeln, echte Freundschaften zu schließen. Deshalb sind sie einander besonders eng verbunden und verstehen sich für Schwestern im Teenager-Alter außergewöhnlich gut. Sie halten zusammen wie Pech und Schwefel, sind einander sehr ähnlich, haben viel Humor, eine gute Portion Sarkasmus und Spaß an Rätseln und Abenteuern. Seit Liv verliebt ist, macht sich Mia allerdings Sorgen um den gesunden Menschenverstand ihrer Schwester ...

Geschichten entwickeln sich oft ganz anders als vom Autor geplant. Im Nachwort zu „Silber 2“ erzählen Sie davon. Welche Ereignisse haben in den letzten Band der Trilogie Eingang gefunden, mit denen Sie so nicht gerechnet hatten?
Es ist eher umgekehrt: Ereignisse, die ich eigentlich geplant hatte, finden am Ende nicht ins Buch. In „Silber 2“ war es ein ­heißer Flirt zwischen dem Kindermädchen Lottie und dem netten Tierarzt, und in „Silber 3“ war es ein Besuch von Livs und Mias Vater in London sowie die detailliert beschriebene Hochzeitsfeier ihrer Mutter mit Ernest inklu­sive Liveauftritt von Großtante Gertrude etc. Aber wenn ich beim Schreiben feststelle, dass es irgendwie nicht passt, bleibt es draußen.

Welche Szene hat Ihnen beim Schreiben am „Dritten Buch der Träume“ die meiste Freude bereitet?
Es gibt viele Lieblingsszenen in diesem Buch, aber am meisten Spaß hatte ich wohl, als Liv sich in Matts Traum schleicht und sich dort in eine Stewardess verwandelt. Überhaupt machen mir die lustigen Stellen immer noch am meisten Freude.

Sie fühlen sich Ihren Lesern sehr verbunden, bilden mit Ihnen, wie Sie selbst es nennen, so etwas wie eine Geheimgesellschaft mit eigenen Codewörtern und -sätzen. Haben Sie sich schon einmal von der Anregung eines Fans inspirieren lassen?
Nein. Aber auf einer Lesung hat mich ein sehr nettes Mädchen gebeten, ihren Namen einer Buchfigur zu geben, und ich hatte es auch wirklich vor, weil ich das so süß fand. Als es aber so weit war, war der Zettel mit dem Namen unauffindbar, und ich konnte mich nicht mehr genau erinnern. Casey? Lacey? Clary? Carly? Irgendwie so was ... – ich bin wirklich traurig, dass dieser dumme Zettel verschwunden ist.

Wie dürfen wir uns Ihre eigene Traumwelt vorstellen? So bonbonbunt wie Amys, so geruhsam wie die von Mrs. Honeycutt oder etwa voller Schreibtische mit unfertigen Manuskripten?
Meist erinnere ich mich nur an die schlechten Träume – und da träume ich gern so was, wie dass ich stundenlang durch eine Straße gehe und nicht mehr weiß, in welchem Haus ich wohne, und dann treffe ich einen alten Bekannten und merke, dass meine Haare ungewaschen und ungekämmt sind und dass ich einen Bademantel trage ...

Haben Ihre Helden aus „Silber“ sich auch schon einmal in Ihren Träumen herumgetrieben?
Nein, aber das wäre wirklich schön! Wenn ich dann noch Fotos machen könnte ...