André Gatzke: DAS ANDRÈ-SPIELEBUCH

"Ich spiele überall!"

11. November 2015
André Gatzkes Spiele trainieren die Geschicklichkeit und schärfen die Sinne, vor allem aber machen sie Spaß. Der KiKA-Moderator stellt in seinem Buch 365 Spielideen vor: für draußen, drinnen, zu Hause und unterwegs.

Sie sind „gewachsen“, wie Ihr Sohn sagt, also schon groß – und immer noch ein Spielkind?
Das stimmt: Ich spiele bis heute gern und überall. Wahrscheinlich habe ich das von meinem Vater. Er hat aus allen möglichen Alltagssituationen Spiele gemacht, das fand ich super. 

Wie muss man sich das vorstellen?

Wenn wir vor dem Schaufenster eines Juwelierladens standen, hat er uns die Aufgabe gegeben, das teuerste Schmuckstück zu suchen – gewonnen hat, wer es als Erster fand. Das war anregend, ich habe als Kind dann auch dauernd für mich allein gespielt. Wenn ich im Auto eine Strecke mitfuhr, die ich kannte, habe ich die Augen geschlossen, bin den Weg im Geist durchgegangen, um dann irgendwo unterwegs zu raten, wo wir gerade waren. 

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, aus Ihrer Lust am Spielen ein Buch zu machen?

Die Idee dazu stammt noch aus meiner Zeit als Ergotherapeut. Wir haben in der Praxis Spiele gesammelt, mit denen Kinder zum Beispiel ihren Gleichgewichtssinn trainieren oder ihre Sinne schärfen können. 

Geht es Ihnen also auch um den therapeutischen Hintergrund?

Ja, viele meiner Spiele haben ihn, aber das merkt man gar nicht. Vor allem sollen sie Spaß machen: die Langeweile bei einer Autofahrt vertreiben oder einfach nur für gute Laune sorgen.

Nach welchen Kriterien haben Sie die Spiele ausgesucht?

Es sind Vorschläge, die leicht zu verstehen und nachzuspielen sind und für die man nicht viel Aufwand treiben muss. Alles, was man braucht, haben die meisten sicherlich zu Hause: Wollknäuel, Becher, Münzen, einen Ball, einen Wecker. Man kann gleich los­legen, vieles eignet sich auch für unterwegs.

Warum sind es 365 Spiele?

Ursprünglich hatte ich an einen Kalender gedacht: mit einem Spiel für jeden Tag. Aber viele Eltern, mit denen ich darüber gesprochen habe, empfanden das als Druck. Die Idee, einen Vorschlag für jeden Tag zu machen, habe ich behalten, aber nicht in der Kalenderform. So kann man spielen, was immer man will und was gerade passt.

Haben Sie die Spiele mit Ihren Kindern getestet?

Als das Buch entstand, waren sie noch zu klein. Sie sind jetzt zwei und vier, der Große wächst gerade in das Spiele-Buch hinein. Getestet habe ich sie mit Kindern aus der Nachbarschaft. Wir haben das auch gefilmt, und einige der Testläufe sind auf Youtube zu sehen. „Münze drehen“ zum Beispiel, ein Spiel, bei dem es um Fingerfertigkeit geht: Jeder hat einen kleinen Berg Münzen vor sich und muss sie so schnell wie möglich umdrehen. Es war toll, wie konzentriert meine Tester dabei waren – ich habe seltener gewonnen, als ich gehofft hatte!

Geht es ums Gewinnen?
Nicht unbedingt und auch nicht bei allen Vorschlägen. Einige kann man allein spielen, wie „Seiltänzer“: Man legt einen Schlauch in den Garten oder ein Seil in die Wohnung und balanciert darüber. Oder man webt mit einem Wollknäuel ein „Spinnennetz“ und versucht, das Zimmer zu durchqueren, ohne das Netz zu berühren. Der „Blindfisch“ muss Gegenstände ertasten, und die „Supernase“ muss sie am Geruch erkennen. Das kann man einfach nur so ­spielen oder man bekommt für jeden geratenen Gegenstand einen Punkt.

Wie ist das bei Ihnen: Ist Gewinnen für Sie wichtig?
Sehr! Ich gewinne sehr gern. Aber ich bin ja schon groß und kann auch verlieren.

Für wen eignen sich die Spiele in Ihrem Buch?
Man kann mit vier oder fünf anfangen, muss nach der Grundschule aber nicht aufhören. Ich habe viele Spiele ausprobiert, als ich den Junggesellenabschied eines Freundes organisierte. Wir haben Wildwasserrafting gemacht, und zwischendurch musste der Bräutigam gegen uns spielen. Das kam sehr gut an!