Frank Witzel: DIE ERFINDUNG ...

Auf ins Leseabenteuer

19. November 2015
Es ist ein gewaltiges, wagemutiges und humorvolles Werk, das in der Gegenwartsliteratur seinesgleichen sucht. Für seinen Roman über die alte Bundesrepublik hat Frank Witzel den Deutschen Buchpreis erhalten. 

Es war keine Show und nicht gespielt: Als Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, am 12. Oktober im Frankfurter Römer den Namen „Frank Witzel“ aussprach, dauerte es einen Augenblick, bis der Mann, der gemeint war, begriffen hatte, dass er gemeint war. Witzel hatten tatsächlich die wenigsten auf der Rechnung, wenn es um die heißen Kandidaten für den Deutschen Buchpreis 2015 ging. Auch er selbst nicht.

Zu lange, zu viele Jahre hat er an seinem umfangreichen Roman mit dem umfangreichen Titel gearbeitet, immer im Zweifel, ob daraus etwas werden könnte und ob die Menschen das dann auch interessiert. Witzel, der als Lyriker begonnen hat, entstammt dem popkulturell-diskursiven Umfeld, dem auch sein Freund Thomas Meinecke angehört. In seinem mit dem wichtigsten deutschen Literaturpreis ausgezeichneten Roman fließen dann auch tatsächlich in einer wahnwitzigen Mischung Songzitate, Produktnamen, Sprachspiel, Imagination und die gesellschaftliche Wirklichkeit der alten Bundesrepublik im Kopf eines zu Beginn 13-jährigen Erzählers zusammen.

Ein Buch über ein verschwundenes Land, festgehalten in jenem Moment, in dem Protest in Gewalt umschlug. Wenn es zurzeit ein lohnenswertes Leseabenteuer gibt, dann ist es dieser flirrende, Grenzen sprengende Roman.