Serienjunkies wissen, wie unangenehm sich das anfühlt: Wenn man den Anfang und die ersten Fortsetzungen verpasst hat, ist das aktuelle Geschehen kaum einzuordnen. So weit, so einleuchtend.
Doch warum, bitte schön, gibt es dann hierzulande immer noch Zeitgenossen, die meinen, die politischen Verhältnisse ohne Kenntnis der prägendsten historischen Ereignisse und Entwicklungen begreifen zu können? Sei es beim Thema Flüchtlinge, bei der Griechenlandkrise, der deutschen Einheit oder Bayerns Sonderstatus: Das neue, üppig bebilderte Duden-Überblickswerk – einsetzend 9 n. Chr. bei der Varusschlacht und in acht Epochen-Kapiteln vorstoßend bis zu Deutschlands Rolle in einer globalisierten Welt – rückt en passant schräge Debatten von heute gerade und lässt die Luft aus so manchem Untergangsszenario.
Wer das ausführliche Inhaltsverzeichnis nutzt, um etwa im Kapitel „Bürgerliches Zeitalter (1815 – 1914)“ unter „Migration“ nachzuschlagen, erfährt, dass die Deutschen einst selbst zu Hunderttausenden aus wirtschaftlichen Gründen emigrierten, nämlich nach Übersee. Gandhi und Wolf Biermann müssen sich irren, wenn sie behaupten, aus der Geschichte sei nichts zu lernen, außer dass aus ihr nichts zu lernen sei! Dieses Bonmot lässt sich auch mit Wilhelm von Humboldt gut kontern: „Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft.“