Peter Prange: DIE ROSE DER WELT

"Es gab damals schon alles"

3. März 2016
Paris, um 1229: Robert und Paul haben es aus der Provinz an die erste Universität der Welt geschafft. Wie sie ihren Traum von Bildung gegen Kirche und Krone verteidigen, erzählt Peter Prange mit großer Fabulierlust.

In „Die Rose der Welt“ nehmen Sie uns mit auf eine Bildungsreise an die Pariser Sorbonne. Wie muss man sich den studentischen Alltag um 1200 vorstellen?
Verblüffend modern. Es gab damals schon alles, was heute das Leben in Universitätsstädten ausmacht: Mensen, Wohnheime, Kneipen und rauschende Feste. Eitle Professoren, die ihre Doktoranden drangsalieren, genauso wie verkrachte Studenten. Und natürlich die Rivalitäten der Studenten untereinander um die Gunst der Lehrer und der hübschen Mädchen.

Ihre Helden geraten in die erste historisch verbürgte Studentenrevolte. Worum ging es?
Alles fing mit einer Wirtshausschlägerei im Jahr 1229 an. Dabei kamen mehrere Studenten zu Tode. Als die Professoren von der Obrigkeit Rechenschaft verlangten, wurde daraus ein Grundsatzstreit: Wer hat in der Universität die Rechtshoheit – die Kirche, der König oder die Universität? Überspitzt kann man sagen: Die heutigen akademischen Freiheitsrechte verdanken sich letztlich einer Pariser Kneipenprügelei im Mittelalter.

Zu Recherchezwecken verbringen Sie viel Zeit in Bibliotheken. In welchen Archiven haben Sie diesmal gebrütet?
In den Archiven der Universität Tübingen und der Pariser Nationalbibliothek. Vor allem aber in meiner Seele. Nur aus dieser Quelle kann ich, nach dem Studium der historischen Fakten, die Figuren der Vergangenheit zu neuem Leben erwecken.