Frank Schlößer: DER LETZTE PFEIL

Tod im Eis

20. April 2016
Die Mumie ist ein Mythos: Um Gletschermann Ötzi ranken sich Legenden, die Frank Schlößer zum Leben erweckt. In seinem Krimi bringt Ötzi die Kupfer-Schmiedekunst in ein Südtiroler Tal. Und mit ihr den Tod. 

Die Sippe hat alles, was sie braucht. Der Wald nährt sie und das Feuer. Die Jäger der Jungsteinzeit führen ein hartes, aber gutes Leben. Und dann retten sie einen Fremden vor den Wölfen. Der Schmied zeigt ihnen, was mit dem Stein zu fertigen ist, in den „die Sonne eingeschlossen ist“. Dieser Sonnenstein verändert alles. Denn das Kupfer beschert der Sippe nicht nur Messer und Schmuck, sondern auch Gier und Mord.

Autor Frank Schlößer lässt einen Jagdführer vom Ende des Urvertrauens berichten. Dieser Erzähler ist ein Mörder. „Der letzte Pfeil“ steckt nämlich oben am Pass in der Schulter des Schmieds.

Auch Ötzi traf vor 5 300 Jahren ein tödlicher Pfeil. So viel wissen Archäologen. Aber Schlößer bewegte die ungelöste Frage „Was ist damals wirklich geschehen?“. Als der Rostocker mit ­seiner Familie in die Ötztaler Alpen reiste, habe er kein belletristisches Werk über den Eismann gefunden. „Ich habe das als Einladung an die Literatur verstanden.“

In seinem ersten Kriminalroman füllt Schlößer die Lücken mit viel Fantasie. Um Ötzis Mörder möglichst authentisch er­zählen zu lassen, habe er „auf gefühlte 80 Prozent meines Wortschatzes verzichtet“. Der Rest ist kreativ. So erfand er sogar ein Steinzeit-Wort für Sex: „Klatschen“. 

Alles kann auch ganz anders gewesen sein. Aber die spannende Zeitreise zum Mordopfer im Eis fasziniert ungemein. Und der Sonnenstein blendet bis heute.