Homer Hickam: ALBERT MUSS NACH HAUSE

Tierische Ménage-à-Trois

14. Juni 2016
Die schönsten Geschichten sind dem Leben abgeschaut. Das beweist Homer Hickam auch mit seinem jüngsten Roman wieder. Ergreifend wahr, herrlich komisch und wunderbar ausgedacht.

Schaut man sich Homer Hickams beruflichen Werdegang an, bekommt man eine Ahnung davon, wie viele Geschichten im Kopf dieses Mannes stecken müssen. Hickam, der sich die Highschool-Zeit mit der Konstruktion flugfähiger Kleinraketen vertrieb und schon in der Grundschule Kurzgeschichten verfasste, kämpfte im Vietnamkrieg, arbeitete in einer Kohlemine, war Tauchlehrer, bildete bei der NASA Astronauten aus und designte als Ingenieur Raumfahrzeuge – bevor er Schriftsteller wurde. Die Geschichten, die er bis dahin gesammelt hatte, bilden heute das fantastische Universum seiner Bücher. Einmal eingetaucht, möchte man es nie wieder verlassen!

In „Albert muss nach Hause“ erzählt Hickam die fast völlig wahre Geschichte von einer grauen Bergbaustadt in West Virginia, der brennenden Sehnsucht nach den sonnigen Weiten Floridas, einem frisch verheirateten Ehepaar und einer nicht ganz so klassischen Dreiecksbeziehung mit einem Alligator.  

Elsie und Homer – Eltern des Autors und zugleich Helden seines Romans – haben gerade geheiratet, als per Paketpost der kleine Albert bei ihnen eintrifft. Der Baby-Alligator ist das Hochzeitsgeschenk von Elsies erster großer Liebe. Zufall oder Absicht, dass das glutäugige Präsent bald nicht nur für die Nachbarskatzen, sondern auch für die junge Ehe gefährlich wird? Während Albert Elsies Herz im Sturm erobert und dank ihrer Fürsorge bald zu einer stattlichen Größe heranwächst, werden Ehemann und Reptil nicht so recht warm miteinander.

Ein Alligator lässt eben auch den tollsten Mann schnell ziemlich schwach aussehen. Für Homer ist klar: Albert muss verschwinden! Dafür stimmt er sogar Elsies Bedingung zu, den Alligator höchstpersönlich nach Hause zu fahren – ins warme, doch leider ziemlich weit entfernte Florida.

„Endlich wieder ein Hickam! Liebevoller kann man eine verrückte Geschichte nicht erzählen“, schreibt Elke Heidenreich, und damit hat sie völlig recht. Der lässige Ton, die abenteuerliche Story und die einzigartigen Charaktere machen „Albert muss nach Hause“ zum vielleicht komischsten und zugleich wahrsten Roman, den man jemals über das Geheimnis einer glücklichen Ehe gelesen hat.