Dorit Rabinyan: WIR SEHEN UNS AM MEER

Eine unmögliche Liebe

18. August 2016
Dorit Rabinyan erzählt klug und eindringlich von einer Liebe, die nicht sein darf. Ihr Roman über eine Jüdin und einen Palästinenser wurde in Israel ein Bestseller, gewann Preise –  und sorgte politisch für Aufsehen. 

Die israelische Übersetzerin Liat und der palästinensische Künstler Chilmi begegnen sich in New York und verlieben sich ineinander. Eine unmögliche Liebe: Liat kann weder ihren Eltern noch ihren jüdischen Freunden von Chilmi erzählen und betont ihm gegenüber immer wieder, dass die Beziehung zu Ende sei, wenn sie in ein paar Monaten nach Tel Aviv zurückkehrt. Chilmi hingegen will Liat nicht aufgeben, und als sie New York verlässt, reist er zu ­seiner Familie nach Ramallah, um der Geliebten ­wenigstens geografisch nahe zu sein.

All das erzählt Dorit Rabinyan in einer zarten Prosa, in der stets leichte Trauer durchschimmert: Trauer über die politischen Gräben, die Liat und Chilmi trennen, während sie in ihren Erinnerungen an die Heimat so viele Gemeinsamkeiten ent­decken – den Wüstenwind, die Olivenhaine oder die ständige Notwendigkeit, Wasser zu sparen.

Das israelische Bildungsministerium verbannte den Roman aus den Schulen, von der Notwendigkeit zur „Bewahrung der Volksidentität“ war die Rede. Dabei ist Dorit Rabinyans Roman „Wir sehen uns am Meer“ alles andere als ein politisch aufgeheiztes Werk, sondern ein kluges Buch, das von der schwierigen Liebe zwischen einer Israelin und einem Palästinenser erzählt. In Israel avancierte der Roman zum Bestseller – was er gewiss auch ohne den Skandal um das Schulverbot geschafft hätte.