Alexandra Fröhlich: GESTORBEN WIRD IMMER

Agnes packt aus

10. Oktober 2016
Eine zerstrittene Familie voll düsterer Geheimnisse, die ihre Schatten noch auf die Gegenwart werfen: Alexandra Fröhlichs spannender Generationenroman taucht tief in die deutsche Geschichte ein. 

„Gestorben wird immer“ lautet das Lebensmotto der alten Agnes, die seit Jahrzehnten mit harter Hand einen erfolgreichen Steinmetzbetrieb in Hamburg leitet. Nun, mit 91 Jahren, will sie endlich ihre lang gehüteten Geheimnisse aufdecken. Ihre Enkelin Birte soll die Verwandtschaft zusammentrommeln – eine schwierige Aufgabe, denn die Familie ist heillos entzweit: Birtes Onkel hassen einander, ihr Bruder hält sich von allem fern, ihr Vater ist ein gewalttätiger Trinker, vor dem ihre Mutter vor ­vielen Jahren floh. Aber da die herrische Agnes Birtes Luxus­leben finanziert, bleibt ihrer Enkelin nichts anderes übrig, als zu gehorchen.

Mit großer Lust am Erzählen entwirft Alexandra Fröhlich eine Geschichte, die bis in die 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts zurückreicht, als die junge Agnes widerwillig den Nazi-treuen Steinmetz Wilhelm heiratet und, nachdem dieser in den Krieg gezogen ist, mit ihren Kindern aus Ostpreußen fliehen muss. Die Kindheit ihrer Enkelin Birte wiederum ist geprägt von vielen ungeklärten Fragen: Wohin ist ihre Mutter verschwunden? Hat der Tod ihrer Cousine Astrid zum Streit zwischen den ­Onkeln ­geführt? Und wer ist dieser Gregor, der plötzlich auftaucht und den die sonst gebieterische Agnes so sanft be­handelt?

Stil­sicher und mit klarem Blick für die Psychologie ­ihrer ­Figuren deckt ­Alexandra Fröhlich nach und nach die Vergangenheit ­dieser ­Familie auf – eine Vergangenheit, deren langer Atem noch die Gegenwart vergiftet.