Hans Rath, Edgar Rai: BULLENBRÜDER

Doppelte Spannung

6. April 2017
Zwei Ermittler, viele Verdächtige: „Bullenbrüder“ von Hans Rath und Edgar Rai ist ein komplizierter Fall – auch für einen Sprecher. Aber Christoph Maria Herbst hat alles im Griff.

Im fünften Stock des berüchtigten Hotels Cosmos liegt ein Toter im Fahr­stuhl, durchsiebt von Kugeln und bedeckt von einer feinen Schicht: Kokain. ­Kommissar Holger Brinks hat es mit einem Fall im Drogenmilieu zu tun – und mit seinem Bruder Charlie, der eine gewisse Nähe zu diesem Milieu pflegt. Diese Ausgangssituation verspricht doppelte Spannung: Zu dem verzwickten Kriminalfall kommt eine verwickelte Geschwisterbeziehung. Charlie liebt die Freiheit, die Frauen und die Gefahr, Holger dagegen lebt sicherheitsorientiert mit Frau, Kind, Eigenheim und Pensionsanspruch. Den einen hat die Lust am ­Leben in die Krise geführt, der andere hat sie gar nicht erst verspürt. 

Holger klingt genervt, zermürbt und grantig, Charlie hört sich mal keck, mal schuldbewusst, aber immer ziemlich jungenhaft an. Kaum zu glauben, dass beide Stimmen aus einem Mund kommen. Und Christoph Maria Herbst kann noch mehr. Er nölt als schlaffer Sohn, schnurrt als schöne Kunst­geschichtlerin und gurrt als sexbesessene Assistentin. Als Erzähler aber führt er souverän durch eine spannende Geschichte, die nach einigen weiteren ­Todesfällen ein angenehm versöhnliches Ende findet. 

Herbst ist noch aus einem anderen Grund die Idealbesetzung für diesen Krimi: Er hat alle Hörbücher der erfolgreichen Erdmännchen-Reihe eingelesen, die Rath & Rai unter dem Pseudonym Moritz Matthies verfasst haben.