Bei der Lesung von „Die Überfahrt“ dürfte er einiges davon konsumiert haben, schließlich saß er für Strandbergs 500-Seiten-Thriller acht Tage lang vor dem Mikrofon. In der Regel schafft er vier bis sechs Stunden pro Tag, je nach Verfassung. „Ich möchte konzentriert arbeiten können und ein gutes Endprodukt für den Hörer abliefern.“
Weil die Hörer von seiner markanten Stimme und seiner eindringlichen Art zu lesen so begeistert sind, ist Nathan gut im Geschäft: Durchschnittlich 20 Hörbücher liest er pro Jahr ein, darunter viele Krimis und Thriller. „Es ist ein Genre, das sich sehr gut für das Medium Hörbuch eignet.“ „Die Überfahrt“ war für den 46-Jährigen ein kurzweiliges Vergnügen: „Mir hat besonders gefallen, dass es so viele verschiedene Blickwinkel von unterschiedlichen Menschen gab.“ Für Nathan eine ebenso dankbare wie herausfordernde Aufgabe.
„Eine Frau liest sich anders als ein Mann, ein dicker Kapitän anders als eine schmächtige Person. Ich versuche, die Körperlichkeit nachzufühlen und die Nuancen der Figuren rauszuarbeiten.“ Mit seiner sonoren, modulationsreichen Stimme gelingt ihm dies so überzeugend, dass der Hörer unmittelbar hineingezogen wird in das albtraumhafte Geschehen an Bord. Atemlos verfolgt man die Ereignisse, die durch Nathans angenehm kontrolliertes Lesen eine umso stärkere Wirkung entfalten.
Das Publikum kennt David Nathan nicht nur von zahlreichen Hörbüchern, sondern auch aus dem Kino: Als Synchronsprecher ist der gebürtige Berliner die deutsche Stimme von Christian Bale – unter anderem bekannt als Bruce Wayne alias Batman –, Adrien Brody, Val Kilmer und anderen Leinwandstars. Nachdem er 1993 für den Film „Gilbert Grape“ erfolgreich Leonardo di Caprio synchronisiert hatte, erhielt er zwei Jahre später das Angebot, Johnny Depp in „Don Juan de Marco“ seine Stimme zu leihen – und ist seither untrennbar mit dem Hollywoodstar verbunden.
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