ILLUSTRATOR AXEL SCHEFFLER

"Alles ist mit der Hand gemalt"

2. November 2017
Kulleräugige Wesen, leuchtende Farben, ein einzigartiger Stil – Axel Schefflers Bilderbuchwelten begeistern seit Jahrzehnten. Wir sprachen mit dem preisgekrönten Illustrator anlässlich seines 60. Geburtstags.

Erst einmal herzliche Glückwünsche zum ­Geburtstag! Möge sich Ihre Festtafel biegen ­unter ­leckerer Grüffelogrütze und feinstem Schlangen­püree! Oder hätten Sie doch lieber eine ­Torte mit einer großen 60 aus Zuckerguss?
Vielen Dank für die Glückwünsche! Ich nehme Grüffelogrütze und Schlangenpüree, wollte ich schon immer mal probieren. An das Alter mag ich nicht so gern erinnert werden, aber wenn ich die Torte umdrehen würde, wäre ich erst neun. Das wäre ja auch passend für einen Bilderbuchillustrator.

1999 erschien „Der Grüffelo“: eine freche Fabel über eine Maus, die ihre Feinde ebenso pfiffig wie un­erschrocken ins Bockshorn fabuliert. ­Dieses Bilderbuch war der Start Ihrer Karriere und ist bis heute ein Weltbestseller. Was lieben Kinder an diesem Abenteuer mit Ungeheuer?

Das uralte Thema – ein Kleiner, Schwacher überlistet einen Großen, Gefährlichen – hat wohl seinen Reiz. Vermutlich hat auch die Ambivalenz der Figur des Grüffelos eine gewisse Anziehungskraft: Er ist ja einerseits bedrohlich, wenn auch nicht böse, denn er hat nur Hunger. Andererseits ist er auch ein wenig dusselig, und wer die Geschichte erst einmal begriffen hat, hat die Chance, sich überlegen zu fühlen. Die Geschichte ist spannend, aber, so ­hoffe ich, auch mit Humor illustriert.

Seitdem haben Sie zusammen mit Julia Donaldson unzählige erfolgreiche Bilderbücher gemacht. Was schätzen Sie an deren Geschichten?
Ich halte Julia für eine großartige Geschichtenerzählerin im Bilderbuch. Ihre thematische Bandbreite sorgt dafür, dass es mir als Illustrator nie langweilig wird. Sie greift oft traditionelle Themen auf und gibt ihnen eine neue Form. Der Aufbau der Geschichten, mit Wiederholungen und allem, ist sehr effektiv für Kinder in dem Alter. Sie hat ein hervorragendes Gefühl für Sprachmelodie und Wortgebrauch – die Texte sind ja häufig Gedichte.

Eben erschien bei Beltz & Gelberg „Die hässlichen Fünf“: Hier reimen Gnu, Hyäne, Geier, Warzenschwein und Marabu mit viel Selbstironie über ihre Macken und Eigenheiten, bis sie am Ende von ihren Kindern diese Liebeserklärung bekommen: „Ihr Fünf seid so schön, seid die Besten der Welt!“ Sie setzen Julia Donaldsons Antihelden lustvoll mit Fliegen, Müll und Matsch in Szene. Haben Sie die Tiere eigentlich in freier Wildbahn studieren können?
Leider war ich nicht auf Safari in Südafrika wie die Autorin. Ich hoffe, das kann ich demnächst nachholen. Aber es gibt ja ­Bücher und das Internet. Ich schaue mir gern da die Tiere an, dann werden sie auch nicht zu naturalistisch – ich habe immer Probleme mit der Anatomie. Übrigens hatte ich in diesem Fall tatsächlich die Chance, ein paar Sachen zu zeichnen, die mir normalerweise von der Lektorin wegzensiert worden wären, wie zum ­Beispiel Blut oder sogar Tierkadaver. Denn die tauchen nun mal im Text auf und werden von Geiern oder Hyänen verzehrt. 

Ihr unverwechselbarer „Scheffler-Stil“ ist auch in dem neuen ­Kalender „Bilderwelten“ zu bewundern: kunterbunte Farbpracht, klare Konturlinien, fantasievolle, witzige Details. Mit welchen Techniken und Materialien arbeiten Sie?

Ich benutze flüssige Wasserfarben, Buntstifte, Zeichenfeder, Tusche und ein bisschen weißes Gouache. Alles ist mit der Hand gemalt.

Zeit für einen Geburtstagswunsch: Welche Geschichte würden Sie furchtbar gern einmal illustrieren?
Ach, ich habe eigentlich kein Wunschbuch ... Wenn ich eins hätte, hätte irgendein Verlag mir den Wunsch auch schon erfüllt. Ich liebe die Geschichten des verstorbenen US-amerikanischen Autors William Steig. Er hat sie nur schon alle selbst unübertrefflich illustriert.