Wie umgehen mit einer Oma, die ebenso garstig wie krank ist? Wie lange kann Franka, die Enkelin und Ich-Erzählerin, es in der ostdeutschen Kleinstadt bei dieser Patriarchin aushalten? Mit knapp 90 lebt Maria zunächst nur bei tragischen oder glücklichen Erinnerungen auf. Die 28-jährige Franka wiederum hat gerade ihr Kunststudium abgebrochen – warum, das weiß sie selbst nicht. Doch je länger der Besuch bei ihrem Vater dauert, der in D. seine Schwiegermutter pflegt, desto versöhnlicher wird Frankas Blick: Zunehmend versteht sie die Geschichte ihrer Familie und ahnt, wer sie selbst künftig sein will.
Mareike Schneiders authentischer Familienroman beeindruckt: stilistisch mit einer tragikomischen Lakonie und inhaltlich durch die Unerbittlichkeit, mit der er unbequeme Fragen stellt: Was außer Pflichtgefühl und Gewohnheit hält eine Familie zusammen? Welche Erfahrungen lassen Menschen verbittern? Und welche machen so frei, wie es der Vorname Franka verheißt? Angesichts des Todes, so die hoffnungsvoll stimmende Botschaft, kann unerwartet Raum für Nähe entstehen, für Mitgefühl – und für Selbsterkenntnis.