Iny Lorentz: DIE WANDERHURE UND DIE NONNE

"Disziplin ist wichtig"

2. Oktober 2018
Die Wanderhuren-Saga von Iny Lorentz geht weiter. Das unter Pseudonym schreibende Autorenduo spricht über seine Heldin Marie, über die gemeinsame Arbeit und über das Leben im Wohnwagen, wenn es auf Reisen geht.

Der aktuelle Roman ist bereits Ihr siebter über das ­Leben der ehemaligen Wanderhure Marie. Fans der Reihe wissen, dass sich Marie nicht zu blindem Gehorsam gegenüber Mächtigeren zwingen lässt. Auch im neuen Band beweist sie ungewöhnlich großen Mut: als sie zum Spielball zweier einflussreicher Thüringer Adelsgeschlechter wird …
Iny Lorentz: Auf den Gedanken, dieses Marie-Abenteuer in Thüringen spielen zu lassen, kamen wir bei einer Recherchereise in dieses Bundesland. Hier fanden wir alles, was wir für diesen Roman brauchten: düstere Schluchten, Burgen und undurchdringliche Wälder. Was Marie betrifft, so ist sie uns ähnlich; wir sind auch eher individualistisch angehaucht. In diesem Roman muss Marie bis an die Grenzen ihrer körperlichen und seelischen Kraft gehen, um sich, ihre Tochter und die sie begleitende Nonne zu retten.

Nach 34 bereits veröffentlichten Titeln sind Sie Experten für historische Romane. Mussten Sie für Ihren neuen Wanderhuren-Roman überhaupt noch recherchieren?
Gerade bei Fortsetzungen ist es besonders wichtig, neue ­Recherchen zu betreiben. Man führt die Hauptperson in eine ­andere Gegend, über die man natürlich Bescheid wissen muss, und schreibt ihr dort eine Geschichte auf den Leib. Dazu braucht es viele Gespräche.

Sie sind enorm produktiv und veröffentlichen jedes Jahr ­neben einigen anderen Titeln ein bis zwei historische Schmöker von mehreren Hundert Seiten. Wie schaffen Sie das?
Disziplin ist wichtig. Wir haben beide ein gewisses Pensum für unsere Tagesarbeit. Zur Disziplin gehört aber auch, nicht über dieses selbst gesetzte Pensum hinauszugehen, um uns nicht zu erschöpfen. 

Haben Sie als Ehepaar und Autorenduo eine klare Rollenaufteilung beim Schreiben?
Wir entwickeln die Ideen und Konzepte für die einzelnen ­Romane gemeinsam und führen auch die notwendigen Recherche­reisen zusammen durch. Den Hauptteil der übrigen Recherchen übernimmt Elmar, der dann auch den Rohtext schreibt. Nach Inys Kritik überarbeitet er diesen noch einmal. Dann übernimmt Iny den Text und formt ihn in fünf Arbeitsgängen so aus, wie wir ihn dann an den Verlag weitergeben. Diese Vorgehensweise ist ­äußerst effektiv, da wir durch die gegenseitige Unterstützung Schreibblockaden vermeiden können.

Ihre Bücher haben sich weltweit über 13 Millionen Mal verkauft. Trotzdem fahren Sie weiterhin mit dem Wohnwagen auf Lesereise. Ist das Ihr Mittel, um die Bodenhaftung nicht zu verlieren?
Seit 1996 fahren wir mit dem Wohnwagen zur Buchmesse nach Frankfurt und nutzen ihn auch für Recherche- und Lesereisen. Das hat aber weniger mit Bodenhaftung zu tun, als mit der Möglichkeit, auch unterwegs ein paar Stunden am Tag ­schreiben zu ­können.