Anne Gesthhuysen: MÄDELSABEND

"Wer frei ist, muss auch Verantwortung tragen"

26. November 2018
Zwei Frauen, zwei Generationen und die Suche nach dem Glück: Warmherzig und humorvoll erzählt Anne Gesthuysen von Vergangenheit und Gegenwart – und dem langen Kampf um Selbstbestimmung.  Ein Interview mit der Autorin und ein Porträt der Hörbuchsprecherin Eva Mattes.

Basiert die Handlung von „Mädelsabend“  auf Tatsachen?
Viele Frauen, die nach dem Krieg geheiratet haben, lebten ­unter dem gesetzlich verankerten Patriarchat. Mit solchen ­Frauen habe ich gesprochen und ihre Geschichten verarbeitet.

Was gab den Anstoß zu dem Roman? 
Meine Schwiegermutter zeigte mir die Traueranzeige für ihren Großvater, auf der explizit stand: ohne Frauenbeteiligung. Das galt auch für die Witwe des Verstorbenen. Und sie erzählte, mein Schwiegervater habe nach der Hochzeit bei ihrem Arbeitgeber für sie den Job gekündigt. Ich habe mich gefragt: Wie ist das heute?

Die alte Ruth will endlich tun, worauf sie Lust hat; ihre Enkelin Sarah muss sich zwischen Familie und Karriere entscheiden. Es geht um Freiheit …
 … und um ein erfülltes Leben. Meist gehört Freiheit dazu. Aber wer frei ist, muss auch Verantwortung für das eigene Handeln tragen. 

Wollten Sie anhand der lebenslustigen Ruth die schönen Seiten des Alters zeigen?
Es ist durchaus möglich, im Alter noch „einen draufzumachen“. Wichtig ist zu leben und zu erleben. 

Wie kam es zum Titel?
Ich wurde, während ich schrieb, häufig zu Mädelsabenden eingeladen. Es klingt ein bisschen wie „Lebensabend“, das passte gut. Und ich mag den Begriff „Mädels“. Er ist alterslos, souverän, mit einer Prise Selbstironie.

Interview: Irene Binal

Im Porträt

Eva Mattes

Sie gehört zu den Großen ihres Fachs, entsprechend vielbeschäftigt ist Eva Mattes auf der Bühne, vor der Kamera und auch im Tonstudio. Wer ihr zuhört, kann so schnell nicht die Stopptaste drücken, denn ihre Stimme ist ebenso eindringlich wie glasklar, auch wunderbar modulationsreich, sie verströmt gleichzeitig Ruhe und ­unterschwellige Spannung.