Niklas Natt och Dag: 1793

Dunkelheit über Stockholm

1. März 2019
Überraschend, spannend und erbarmungslos: Niklas Natt och Dag hat mit „1793“ einen außergewöhnlichen Thriller über eines der dunkelsten Jahre Schwedens geschrieben.  

Im Jahr 1793, nach der Ermordung des Reformers Gustav III., herrschen in Stockholm Anarchie und Paranoia. Der Fund einer übel zugerichteten Wasserleiche führt ein merkwürdiges Ermittlerduo zusammen: Cecil Winge, beratender Detektiv der Stockholmer Polizei, idealistischer Aufklärer und kühl kalkulierendes Superhirn, und sein Mann fürs Grobe, Mickel Cardell, ein jähzorniger, pockennarbiger Säufer mit Holzarm und Herz. 

Der todkranke Intellektuelle und der robuste Kriegsinvalide streifen durch die Stockholmer Schenken, Bordelle und Armenhäuser, die der Poet Carl Michael Bellman im späten 18. Jahrhundert besang, aber sie haben auch in den Palästen der Reichen zu tun. Die menschliche Niedertracht ist „eine Regel, die keine Ausnahmen kennt“, resümiert Cecil Winge schließlich bei einem Glas Branntwein. 

Der mit dem Schwedischen Krimipreis 2017 für das beste Debüt ausgezeichnete und in 30 Sprachen übersetzte Roman von Niklas Natt och Dag ist ein Pageturner in der Tradition von „Der Name der Rose“ und „Das Parfum“: ein glänzend recherchiertes Sittenpanorama einer schmutzigen, bösen Zeit, hoch spannend und mit philosophischem Tiefgang. Und wie in jedem guten Schwedenkrimi fehlt es auch nicht an menschlichen Abgründen, monströsen Gräueln und Weltverschwörungstheorien. „1793“ liest sich wie Stieg Larsson plus Patrick Süskind; und der scharfsinnige sowie kaltblütig agierende Held mutet wie eine Kreuzung aus Sherlock Holmes und Kurt Wallander an. Selbst Thrillerstar Arne Dahl spricht anerkennend von einem „wilden Mix“, der das Krimigenre revolutioniere. 

Tilman Rather

Philipp Schepmann liest "1793"

Das Grauen wird hörbar

Eine verstümmelte Leiche ohne Beine, ohne Arme, ohne Augen: Die Eingangsszene von „1793“ geht unter die Haut und zieht hinein in eine Atmosphäre der latenten Bedrohung und des Grauens. Ist der Leser schon nach wenigen Seiten gefangen, gelingt dies beim Hörbuch vermutlich noch schneller: Philipp Schepmann liest von Beginn an derart eindringlich und mysteriös, dass das Entsetzen, das Stockholm erfasst hat, mit Händen zu greifen ist.