Paulus Hochgatterer: FLIEGE FORT, FLIEGE FORT

"Alles hängt zusammen"

10. Oktober 2019
In seinem neuen Roman erzählt Paulus Hochgatterer eine bitterböse, psychologisch fein austarierte Geschichte über Fremdenfeindlichkeit, Gewalt gegen Kinder und die düstere Vergangenheit eines Waisenhauses.

Ihr neuer Roman „Fliege fort, fliege fort“ ist eine Rückkehr auf bekanntes Terrain: Zum dritten Mal nehmen Sie Ihre Leser mit in die fiktive österreichische Kleinstadt Furth am See. Hinter der beschaulichen Kulisse passieren wieder verstörende Verbrechen, an deren Aufklärung Ihr bewährtes Ermittlerduo, der Psychiater Raffael Horn und der Kommissar Ludwig Kovacs, fieberhaft arbeiten. Was gab den Ausschlag für einen neuen Horn-Kovacs-Roman?
Ein Buch ist ein Beginn, zwei Bücher mit denselben Figuren sind eine Ansage. Ab dem dritten Buch kann man von einem abgeschlossenen Projekt oder der Minimalvariante einer Reihe sprechen. Dieser Umstand hat mich sicherlich zum aktuellen Buch motiviert. Anders formuliert: Ich weiß zwar, dass die Idee des Abschließens im Allgemeinen eine Illusion ist, aber ­gewisse Dinge möchte man trotzdem zu einem Ende bringen. Die ­Geschichte von einem Psychiater und einem Kommissar zum ­Beispiel.

Ihren letzten Furth-Krimi, „Das Matratzenhaus“, haben Sie vor neun Jahren veröffentlicht. Warum mussten Ihre Leser so lange auf eine Fortsetzung warten?
Weil mir zunächst zwei andere Bücher dazwischengekommen sind: „Katzen, Körper, Krieg der Knöpfe“, ein Band, der meine Zürcher Poetikvorlesungen sowie eine Reihe anderer Vorträge und Reden enthält, und „Der Tag, an dem mein Großvater ein Held war“, eine fiktive Erzählung über die letzten Tage des Zweiten Weltkriegs, die auch dringend geschrieben werden wollte. Außerdem leiste ich mir nach wie vor den Luxus, nicht nur Romane zu schreiben, sondern am Universitätsklinikum in Tulln in Niederösterreich die Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie zu leiten.