Buchjournal-Fragebogen

#Autorenbesuchen - Heute bei Alex Capus

15. April 2020
Die Corona-Pandemie bestimmt derzeit unser Leben – und natürlich auch das von Autorinnen und Autoren. Zu Hause arbeiten ist für sie zwar nichts Neues, doch auch ihr Alltag sieht momentan oft ganz anders aus. Wir haben nachgefragt und präsentieren unter #Autorenbesuchen regelmäßig neue Antworten aus dem literarischen Homeoffice.

Alex Capus wurde 1961 in der Normandie geboren, ist aber in der Schweiz aufgewachsen. Er studierte Philosophie und Geschichte und arbeitete einige Jahre als Journalist, bevor er sich ganz der Literatur verschrieb. In vielen seiner Romane mischt er historische Fakten mit Fiktion – zum Beispiel in seinem Erfolgsroman „Léon und Louise“, mit dem er 2011 für den Deutschen Buchpreis nominiert war. 


Wie sehen Ihr Alltag und Ihre Arbeit momentan aus?
Ich versuche jeden Tag etwas zu schreiben. Aber die unerhörten Ereignisse dieses Frühlings, die niemand von uns jemals für möglich gehalten hätte, nehmen meine Aufmerksamkeit zu sehr in Anspruch. Ich genieße die Ruhe, das Vogelgezwitscher und den flugzeugfreien Himmel, und ich fürchte die repressive Macht, welche die Staatsgewalt dieser Tage mit erstaunlicher freier Hand erprobt.

Was ist die größte Herausforderung?
Es ich bin ein geselliger Mensch, der Verzicht auf das Zusammensein mit Freundinnen und Freunden fällt mir sehr schwer. Zugleich wäre jetzt die Zeit für Kontemplation und konzentriertes Schreiben - ich arbeite daran.

Worauf freuen Sie sich persönlich besonders, wenn die Krise mal vorbei ist?
Auf einen langen, heißen Sommer – aufs Frühstücken auf der Terrasse und aufs Baden an heißen Nachmittagen im Fluss, und auf lustige Abende mit Freunden im Straßencafé.

Welches Buch lesen Sie gerade?
Anne Weber: „Annette, ein Heldinnen-Epos“.

Welches Buch sollten Buchjournal-Leser*innen jetzt oder später unbedingt lesen?
"Die Verschwörung der Idioten" von John Kennedy Toole.

Was macht für Sie ein gutes Buch aus?
Wenn ich das wüsste!

Welches Buch würde in Ihrer Bibliothek niemand erwarten?
Dave Fougner: "The Manly Art of Knitting"

Wie sieht für Sie (in normalen Zeiten!) ein gelungener Tag aus?
Morgens um sechs aufstehen, frühstücken, Zeitung lesen. Um acht am Schreibtisch sitzen und ordentlich was schreiben, sagen wir, vier Seiten. Davon zwei wieder streichen. Mittags essen mit meiner Frau und einigen meiner zahlreichen Kinder. Nachmittags ein paar kleine Recherchen, damit ich am folgenden Tag wieder was zu schreiben habe. Am späten Nachmittag zum Abkühlen schwimmen gehen im Fluss. Zum Abendessen Salat und Pasta mit der Familie. Später zum Abschluss des Abends noch auf ein Glas Wein und eine Partie Billard in die Kneipe.

Welche geheime Leidenschaft haben Sie?
Tja - ist geheim.

Eine Eigenschaft, die Sie bewundern?
Versöhnlichkeit. Ich bin im Konfliktfall furchtbar unversöhnlich, das gefällt mir gar nicht an mir.

Wofür sind Sie dankbar?
Dass so viele Menschen in meinem Leben mich schon so lange so geduldig ertragen.