Buchjournal-Fragebogen

#Autorenbesuchen - Heute bei Peter Prange

21. April 2020
Die Corona-Pandemie bestimmt derzeit unser Leben – und natürlich auch das von Autorinnen und Autoren. Zu Hause arbeiten ist für sie zwar nichts Neues, doch auch ihr Alltag sieht momentan oft ganz anders aus. Wir haben nachgefragt und präsentieren unter #Autorenbesuchen regelmäßig neue Antworten aus dem literarischen Homeoffice.

Peter Prange, geboren 1955 in Altena, ist ein auch international erfolgreicher Bestsellerautor. Seine Werke haben eine Gesamtauflage von über drei Millionen und wurden in 24 Sprachen übersetzt. Mehrere seiner Bücher wurden verfilmt darunter "Das Bernstein-Amulett" und der autobiographisch inspirierte Roman "Unsere wunderbaren Jahre" (lief im März als Dreiteiler in der ARD). Zuletzt erschien von ihm "Eine Familie in Deutschland". Peter Prange lebt mit seiner Frau in Tübingen.

Wie sehen Ihr Alltag und Ihre Arbeit momentan aus?
So wie immer. Jeden Morgen betrete ich um punkt neun mein Arbeitszimmer, öffne weit das Fenster und bitte die Muse freundlich herbei, mich zu küssen. Manchmal tut sie’s, meistens nicht. Aber nie kann sie behaupten, ich sei nicht da gewesen.

Was ist die größte Herausforderung?
Der nächste Satz. Der nächste Absatz. Das nächste Kapitel. 

Worauf freuen Sie sich persönlich besonders, wenn die Krise mal vorbei ist?
Wieder unter Leute zu kommen. So sehr ich meine Gesellschaft auch schätze – immer nur Zwiesprache mit mir selbst zu halten, zehn, zwölf Stunden am Tag, ist auf Dauer doch ein wenig einseitig.

Welches Buch lesen Sie gerade?
Mein Sparbuch. Im Moment keine sehr vergnügliche Lektüre.

Welches Buch sollten Buchjournal-Leser*innen jetzt oder später unbedingt lesen?
„Die Buddenbrooks“. Für mich der beste Roman aller Zeiten. Ein Skandal ist nur, dass Thomas Mann dieses vollkommene Meisterwerk im Alter von nur 25 Jahren geschrieben hat. Eigentlich muss man sich als nachgeborener Autor da die Kugel geben.

Was macht für Sie ein gutes Buch aus?
"Aut prodesse aut delectare volunt poetae“, schrieb Horaz vor über 2000 Jahren in seiner Ars poetica (Vers 333). „Die Dichter wollen entweder nützen oder unterhalten.“ Oder beides zusammen: „aut simul et iucunda et idonea dicere vitae“ - sprich: „oder zugleich Erfreuliches und dem Leben Zuträgliches sagen“. Daran hat sich für mich bis heute nichts geändert, auch wenn das hoffnungslos altmodisch erscheinen mag.

Welches Buch würde in Ihrer Bibliothek niemand erwarten?
„Meines Vaters Pferde“, von Clemens Laar. Die Geschichte eines Mannes, der nach dem Zweiten Weltkrieg jeden Lebensmut verloren hat, doch durch die Lebensgeschichte seines Vaters wieder ins Leben zurückfindet. War in den frühen 50er Jahren ein Riesenbestseller, ist heute aber so gut wie vergessen. Ich habe den Roman mindestens ein halbes Dutzend Mal gelesen, das erste Mal mit etwa elf, zwölf Jahren. Und freue mich jetzt schon darauf, ihn irgendwann wieder zu lesen.

Wie sieht für Sie (in normalen Zeiten!) ein gelungener Tag aus?
Da bin ich sehr anspruchslos. Wenn mir ein Kapitelchen gelungen ist, ist der ganze Tag gelungen. Im Sommer fahre ich danach gern mit dem Rad ins Freibad, um eine Runde zu schwimmen. Daraus wird allerdings in diesem Sommer vorerst wohl nichts. Schade.

Welche geheime oder nicht ganz so geheime Leidenschaft haben Sie?
Ich bin ein hoffnungsloser Serien-Junkie. Ich weiß, als Romanautor ist das unverzeihlich. Aber seien wir ehrlich: Wenn Homer heute leben würde, er würde seine Odyssee wahrscheinlich für Netflix schreiben.

Eine Eigenschaft, die Sie bewundern?
Geduld.

Wofür sind Sie dankbar?
Dafür, dass ich das tun darf, was mir zwar nicht immer leicht fällt, doch was mich am allermeisten reizt: Leben in Geschichten zu verwandeln.

Hier finden Sie ein Interview mit Peter Prange zu "Eine Familie in Deutschland".