Romandebütanten

Alles ist jetzt möglich

20. Februar 2014
Wer eine Schwäche für neue literarische Stimmen hat, wird auch in diesem Frühjahr fündig. Die Themen der Debütanten sind so verschieden wie ihre Lebensläufe. Gemeinsam ist ihnen ein frischer, mutiger Blick auf die Welt.

Sie sind stoffverliebt oder formbegeistert, jung oder älter, schüchtern oder forsch. Aber allen Debütanten ist eines gemeinsam: Sie haben viel Mut bewiesen, indem sie  sich zum ersten Mal einer breiten Leserschaft stellen. Alles ist jetzt möglich – hymnische Kritiken, fabelhafte Buchverkäufe, Fans und noch mehr Fans oder schlimme Verrisse.

Das Multitalent Robert Gwisdek, preisgekrönter Schauspieler sowie Sänger und Texter der Band „Käptn Peng & die Tentakel von Delphi“ hat schon einmal vorgebeugt. Sein fantasievoller, experimenteller Roman verschluckt nicht nur sich selbst, sondern den Leser – den missgünstigen zumal – gleich mit. Davon abgesehen geht es aber auch sonst recht wild und ungestüm zu im Buch. Bären werden zerschnitten, Augen enthauptet, uralte Kriege beendet, bis sich Gerat, der gerade 23 geworden ist, schließlich befreit vor der Welt verbeugt.

Auch Martin Kordic, Absolvent des Studiengangs Literarisches Schreiben in Hildesheim und derzeit Lektor in Köln, hat ein höchst fantasievolles Debüt vorgelegt, eine Hommage auf die Kraft der Poesie. Sein junger Held Viktor ist anders als die anderen. Rückhalt findet er bei weiteren Außenseitern, bis er allein zu einer großen Reise aufbricht.

Auf Reisen schickt auch die Theaterwissenschaftlerin und Dramaturgin Nina Sahm ihre beiden Protagonistinnen, die sich bei einem Urlaub am Balaton kennenlernen und beste Freundinnen werden. Als Kinga ins Koma fällt, besucht Anna sie in Budapest und beginnt das Leben ihrer Freundin zu leben.

Zu einem Blick über Europa hinaus lädt der in ­Benin geborene Ryad Assani-Razaki ein. In seinem ersten Roman erzählt er von drei jungen Menschen in einem namenlosen afrikanischen Land, von ihrem harten Alltag, ihrer innigen Liebe und ihrer Hoffnung auf eine glückliche Zukunft.

Wenig Zukunft bleibt dem Helden im Debüt­roman von Schauspieler Tilo Prückner: Der Berliner Mediziner ist um die 60 und der eigene Verfall macht ihm schwer zu schaffen. Als seine Frau ihn verlässt, findet er sich in seinem Leben nicht mehr zurecht. Der Einsamkeit und der Angst vor dem Tod versucht er durch rastloses Reisen und körperliche Vergnügungen zu begegnen. Das späte Debüt eines Autors mit Zukunft.