Don Winslow: VERGELTUNG

Das Böse ist gut vernetzt

25. Februar 2014
In „Vergeltung“ erzählt Don Winslow schonungslos und präzise von einer Welt, in der der Terrorismus beinahe gesiegt hat. Bis ein Ex-Soldat den Kampf aufnimmt.

Nach der Eliminierung Osama bin Ladens erklärte die US-Regierung den Krieg gegen den Terror offiziell für beendet. Da passt es gar nicht, dass Islamisten eine voll besetzte Passagiermaschine direkt über New York abgeschossen haben. Der Anschlag wird zum Unfall erklärt. Unter den Opfern befindet sich auch die Familie des US-Elitesoldaten Dave Collins. Um Klagen abzuwenden und Prozesskosten zu sparen, werden allen Hinterbliebenen millionenschwere „Abfindungspakete“ offeriert. Auch Collins wird haarklein vorgerechnet, was der Tod seiner Familie wert ist. Zynischer und menschenverachtender geht es nicht mehr, denkt Collins. Aber da irrt er sich. Denn während er noch um seine Familie trauert, planen die Terroristen bereits einen weiteren gewaltigen Anschlag. Und die US-Regierung unternimmt nichts, um sie daran zu hindern.

In seinem aktuellen Thriller „Vergeltung“ erzählt Don Winslow von einem Terror, der die Welt wie ein gut vernetztes Wirtschaftsunternehmen überzieht. Es ist ein Krieg in Zeiten der Globalisierung, die Frontlinien verlaufen durch alle Länder der Welt. Und nirgendwo – egal ob in Afghanistan, Deutschland oder den USA – scheint ein Menschenleben viel wert zu sein.
Don Winslow ist ein Meister des Thrillers. Seine Romane werden international gefeiert, immer wieder mit Preisen ausgezeichnet und verfilmt. Legendär ist sein Epos „Tage der Toten“, in dem es um den Drogenkrieg in Mexiko geht.

In „Vergeltung“ versagt das System, die US-Regierung knickt vor dem Terror ein. Als Dave Collins das klar wird, heuert er eine internationale Söldnertruppe an, um die Mörder seiner Familie aufzuspüren und Vergeltung zu üben. Sein Gegner sind nicht nur die Terroristen. Auch die US-Regierung, der er jahrelang treu gedient hat, eröffnet die Jagd auf ihn.

Man kann sich Don Winslow als einen Chirurgen vorstellen, der in der einen Hand ein Skalpell und in der anderen eine Granate hält: Mit messerscharfer Präzision, explosiven Charakteren und in atemberaubendem Tempo erzählt er von einer Welt, in der die Systeme versagen und die Tat eines Einzelnen alles verändern kann. Zum Guten  wie zum Schlechten.