Carl-Johann Vallgren: SCHATTENJUNGE

Schwedenthriller – Mysteriöses Verschwinden

22. August 2014
Mit „Schattenjunge“ legt der preisgekrönte Autor Carl-Johan Vallgren ein spektakuläres Thrillerdebüt vor. Und mit dem abgründigen Danny Katz hat der lässige Schwede eine charismatische Hauptfigur ersonnen, die zum Serienhelden taugt.

„Es muss schwarz und bitter sein. Gewalttätige Menschen. Schattenseite des Lebens. Nacht.  Dunkelheit. Drogen. Leiden.“ So sieht für Carl-Johan Vallgren der ideale Thriller aus – und solch einen düsteren Thriller hat der Schwede, der sich als Autor „literarischer“ Romane einen Namen gemacht hat, nun geschrieben: „Schattenjunge“ erzählt die Geschichte des mysteriösen Verschwindens von zwei Brüdern. Schon die erste Szene lässt keinen Leser kalt: Ein Vater, Spross einer schwerreichen Industriellenfamilie, muss mit seinen beiden kleinen Kindern den Zug erreichen. Während der Kleine im Kinderwagen brüllt, quengelt der Siebenjährige, weil er statt des Aufzugs lieber die Treppe nehmen will. Eine fremde Frau bietet an, mit dem Kleinen hinaufzugehen – der Vater sieht seinen Sohn nie wieder. Mehr als vier Jahrzehnte später verschwindet auch Joel, der kleine Bruder des Jungen, spurlos. Weil die Polizei kein Verbrechen vermutet, bittet Joels Frau Danny Katz, einen alten Freund, um Hilfe. Danny, der als Jugendlicher selbst kriminell war, taucht tief ein in die Welt des Verbrechens und der Drogen. Und je mehr Details er über die mächtige Familie der Verschwundenen ans Tageslicht befördert, umso undurchsichtiger und gefährlicher wird der Fall, der ihn schließlich bis in die Karibik führt.

Dass Danny bei den Recherchen auf seine Jugendliebe und heutige Staatsanwältin Eva Westin trifft, ist ein kluger dramaturgischer Einfall des Autors. „Danny und Eva interessieren mich sehr, beide sind einsam, passen nicht in die Gesellschaft.“ Außerdem sind sie clever, begabt, abgründig – Vallgrens charismatische Hauptfiguren machen neugierig, dringend will man mehr von ihnen erfahren.

Vorliebe für Noir-Krimis
„Schattenjunge“ ist ein spannender, düsterer und raffinierter Thriller – und es verwundert fast ein wenig, dass Vallgren, der zudem ein erfolgreicher Musiker ist, erst jetzt sein Debüt als Spannungsautor gibt. Zumal der lässige Schwede, der von 1993 bis 2003 in Berlin lebte, seit jeher ein Faible für den Noir-Krimi hat. „Ich brauchte etwas Neues, um mich selbst zu überraschen, um weiterzukommen als Autor, um neue Freude zu empfinden beim Schreiben.“ Dass er auch seinen Lesern große Freude bereitet, dürfte für Vallgren Ansporn genug sein, seine Thrillerkunst in Serie gehen zu lassen.