Christoph Poschenrieder: SANDKORN

Intelligent und traurig

30. September 2014
"Das Sandkorn" erzählt von einem Kunsthistoriker, der aus der Enge des Wilhelminischen Kaiserreichs nach Apulien flüchtet. Ein Roman, der auch durch seinen aufklärerischen Anspruch besticht.

historiker Jacob Tolmeyn im Frühling des Jahres 1914 aus Berlin nach Süditalien. Zusammen mit seinem Assistenten erforscht er die Staufischen Kastelle und sammelt an jedem Ort Sandproben. Als er aufgrund des Kriegsausbruchs nach Berlin zurückkehren muss, verteilt er den Sand in der Stadt. In der allgemeinen hyste­rischen Stimmung macht ihn das verdächtig, er wird festgenommen und gerät in die Fänge des Kommissars Franz von Treptow, der spürt, dass Tolmeyn etwas verbirgt. Elegant verwebt Christoph Poschenrieder die Erinnerungen seines ­Helden Jacob Tolmeyn mit den Verhörprotokollen des Kommissars. Der Roman erzählt fiktiv und historisch fundiert, wie das nationalistische deutsche Kaiserreich mit Minderheiten umging.

Ein intelligentes und trauriges Buch, das ich ­allen ans Herz lege, die gern einen gut geschriebenen, spannenden Roman mit historischem Hintergrund und gelassenem aufklärerischem Impuls lesen.