Regionalkrimis

Idylle war gestern

1. Oktober 2014
Tote Jäger, Psychopathen und rüstige Rentnerinnen als Freizeitkommissare: Unsere Auswahl an Krimis mit regionalem Flair punktet mit originellem Personal und  ungewöhnlichen Plots. Von amüsant und schräg bis brutal und blutig ist alles dabei.

Daniel Voss ist zurückgekehrt in seine brandenburgische Heimat zu seiner kranken Mutter. Er lebt wieder im dunklen, verwinkelten Elternhaus, das er nie gemocht hat, und ist „der wahrscheinlich einzige Hauptkommissar des Landes, der in einem Kinderzimmer wohnt“. Und Voss hat gleich mit dem bösen Fall eines getöteten Jägers zu tun, der wie ein Stück Wild erlegt wurde. Autor Maxim Leo ist ein glänzender Stilist, sein erster Krimi „Waidmannstod“ ein großes Lesevergnügen – und vielversprechender Auftakt zu weiteren Romanen mit Daniel Voss.

Dass Kunst auch gefährlich sein kann, bekommt die Galeristin Andrea Wahrig in Cordula Hamanns „Glasgesichter“ am eigenen Leib zu spüren: Bilder des Künstlers Maximilian Ross, die sie ausstellen will, rufen kriminelle Gegner auf den Plan. Als ihr eine Morddrohung ins Haus flattert, glaubt Wahrig noch an einen schlechten Scherz. Doch dann verschwindet ihre Mutter spurlos. Die Galeristin vermutet Böses und beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln.

Zur beliebten Gattung der Freizeitkommissare gehören auch Thekla, Hilde und Wally in Jutta Mehlers „Mord mit Streusel“. Die rüstigen Rentnerinnen  werden vom Kommandanten der örtlichen Feuerwehr um Hilfe gebeten: Zwei Feuerwehrleute sind bei einer Explosion ums Leben gekommen. Ein Unfall, sagt die Polizei, doch die drei Damen graben tiefer und kommen einem Verbrechen auf die Spur. Um dunkle Machenschaften geht es auch in Claas Triebels Krimi „Eigentlich erhängt“: In einem noblen Münchner Vorort wird ein toter Großgrundbesitzer entdeckt – seine Leiche baumelt vom Deckenbalken einer Villa. Spannend, unterhaltsam und gekonnt entführt Triebel, im Hauptberuf Professor für Wirtschaftspsychologie, in die Welt der schicken Häuser, Lofts und Villen und in eine Branche, in der es um Glanz und Glamour, aber vor allem um sehr viel Geld geht.

Von all dem ist in Jennifers Leben wenig vorhanden. Die Heldin von „Pleiten, Pech & Leichen“ jobbt in einer Bäckerei und hält sich mit ein paar Ladendiebstählen über Wasser. Als sie eine Flasche teuren Parfüms mitgehen lässt, wird sie geschnappt. Jenny wehrt sich, reißt sich los, der Wachmann stürzt die Treppe hinunter – und bleibt tot liegen. Nicht das einzige Problem, das Jenny zu lösen hat. Ein amüsanter Krimi für kurzweilige Leseabende.

Deutlich abgründiger geht es in „Heidegrab“ von Kathrin Hanke und Claudia Kröger zu. Schon in „Blutheide“ zeigte das Autorenduo, dass humorig-leichte Regiokrimi-Kost nicht sein Ding ist. Im neuen Thriller tauchen in Lüneburg Fotos von abgeschnittenen menschlichen Körperteilen auf. Quält hier ein Psychopath einen Menschen nach und nach zu Tode? Ein Fall für die sympathische Kommissarin Katharina von Hagemann – und empfehlenswerte Lektüre für Freunde von Nervenkitzel und Gänsehaut.