Pierce Brown: RED RISING

"Es war bisher ein riesiges Abenteuer"

19. November 2014
Mit dem Science-Fiction-Epos "Red Rising" ist dem 26-jährigen Pierce Brown ein beeindruckendes Debüt gelungen. Bei einer nächtlichen Klettertour kam er auf die Idee zu der Geschichte über den jungen Darrow, der gegen seine Unterdrücker, die "Goldenen", aufbegehrt.
„Red Rising“, der erste Band Ihrer Trilogie, spielt auf dem Mars. Was fasziniert Sie so an diesem Planeten?
Das ist der nächste große Schritt für die Menschheit, ich finde das magisch. Irgendwann werden wir Astronauten zum Mars schicken, und damit hört es nicht auf. Hätte ich die Geschichte 1950 geschrieben, hätte sie vermutlich auf dem Mond gespielt.

Wie kamen Sie auf die Idee zu „Red Rising“?
Ich hatte gerade „Antigone“ gelesen und kletterte mit Freunden auf einen Gletscher in Washington State. Es war etwa ein Uhr nachts, als wir uns mit Steigeisen und Eispickeln eine vereiste Stelle hinaufkämpften. Der Wind pfiff uns um die Ohren, und die Sterne sahen aus wie Feuerpunkte. Es war fast ein Ding der Unmöglichkeit, sich dort nicht inspirieren zu lassen. Da kam mir die Idee, das Schicksal einer Märtyrerin und Kämpferin gegen das Unrecht, wie Antigone es ist, mit einer außerirdischen Landschaft zu verknüpfen.

Ihr Held, Darrow,  verändert sich sehr  im Verlauf der Geschichte. Sein Körper wird mittels chirurgischer Eingriffe schöner und stärker, bis er den Herrschern der Weltengesellschaft gleicht. Aber auch innerlich beginnt er sich zu verändern.
Ja, er ist jemand, der eine große Bürde auf den Schultern trägt, der hin und her gerissen ist zwischen zwei Welten: der seiner Leute, der Roten, und der seiner Unterdrücker, der Goldenen. Auf den ersten Blick scheint sein Auftrag klar. Aber je tiefer er eintaucht, umso desorientierter fühlt er sich. Er lernt, dass Goldene nicht notwendigerweise böse sind, dass sogar seine Feinde gute Seiten haben.

Darrow will Teil der Elite der Goldenen werden, um ihr Herrschaftssystem zu unterwandern. Dafür muss er junge Goldene in einem Spiel besiegen, das ganz schön grausam ist ...
Die Goldenen herrschen über ein riesiges Reich von Planeten und Monden und über Millionen unterjochter Menschen, die jederzeit aufbegehren können. Natürlich stählen sie ihre Jugend dafür nicht im Klassenzimmer – ganz im Gegenteil.

Sind die Goldenen bloß herrschsüchtig und ohne Gewissen?
Wie die meisten Eroberer sehen die Goldenen sich selbst als Helden. Sie glauben, sie haben die Menschheit aus dem Chaos befreit und eine regierende Klasse eingeführt nach dem Modell von Platos Philosophenkönigen. In vielerlei Hinsicht sind sie dem Rest der Menschheit überlegen: Sie sind schön, brillant, mächtig. Aber sie haben vergessen, dass es gerade das Einfühlungsvermögen ist, das menschlich macht.

Was für eine Heldenfigur ist Darrow? Immerhin begeht er zu Beginn der Geschichte einen Mord.
Ich finde ja, dass Eo, Darrows von den Goldenen hingerichtete junge Frau, die eigentliche Heldin des Romans ist. Darrow bemüht sich nur, das zu werden, was sie immer war.

Über welche Ihrer literarischen Ideen haben Sie sich beim Schreiben besonders gefreut?

Ich mag die Verschmelzung von Science-Fiction und Fantasy. In dieser Hinsicht ist „Red Rising“, meine ich, etwas Besonderes. Und es hat mir gefallen, die griechischen und römischen Mythen zusammenzubringen mit einem in der Zukunft liegenden Bürgerkrieg.

Hätten Sie sich je vorgestellt, dass Sie mit Ihrem ersten Roman so berühmt werden würden?
Ich bezweifle, dass Sie mich berühmt nennen können. Man ist nicht berühmt, solange man nicht in „South Park“ beleidigt wird. Aber es war bislang ein riesiges Abenteuer für mich. Und ich kann nur hoffen, dass ich für den Rest meines Lebens Schriftsteller bleiben kann. Aber das werden die Leser entscheiden.