Kochen und backen

Heute, Leute, wirdʼs was geben

24. November 2014
Gern gehaltvoller und intensiv gewürzt: Selbst in ihrer modernen Variante sollte die winterliche Wohlfühlküche nie zu leicht ausfallen! Schließlich muss sie vom ­Organismus neben Kälte und Dunkelheit auch drohenden Trübsinn abwenden.

Früher mag nicht alles besser gewesen sein, manches aber doch. Im Paläolithikum war es noch angesagt, sich in jeder Jahreszeit um eine Feuerstelle zu scharen, erst mit den Generationen danach kam es irgendwie in Verruf, auch im Winter draußen zu grillen. Männern wie Jamie Purviance ist es zu verdanken, dass solche Engstirnigkeit heute wieder vom Tisch ist: Für einen Entenbraten mit Honigglasur und Apfel-Maronen-Füllung etwa könnte sich selbst die verfrorenste Stubenhockerin nach draußen an den Rost locken lassen. Damit keine abschreckenden Missverständnisse aufkommen: Gegessen wird drinnen, und das, so empfiehlt es der Profi, von Tellern, die im Backofen vorgeheizt wurden.

Das Stichwort Backofen entfacht bei Christine Bergmayer freilich opulentere Fantasien: Die Konditormeisterin hat ihre ansteckende Liebe zum Süßen fairerweise auf alle denkbaren Teigsorten zu verteilen gewusst – und kredenzt daher neben einem Lebkuchenhaus auch Polenta-Orangen-Küchlein sowie Bagels mit Cranberrys. Ihr fundiertes Credo: „Das Wichtigste beim Backen ist Zeit.“ Klar, Qualität ist – ebenso wenig wie Besinnlichkeit – schließlich nicht im Eiltempo zu haben, oder etwa doch? 

Für jene Haushalte, in denen das Streben nach Effizienz auch rund um Weihnachten nicht schambesetzt ist, empfiehlt sich die Novität „Schnelle Kekse“. Zeitvorsprung durch Technik – dafür votiert Angelika Kirchmaier, die als Hauptgerätschaft eine robuste Gabel schätzt. Ihre Kreationen sparen jedoch nicht bloß Geschirr, sondern sind obendrein zucker- und fettreduziert. Wer die – zumindest vergleichsweise –  gesunden Haselnussmützen oder Orangen-Pecan-Hills vertilgt, dürfte also noch genügend Kapazitäten für die Verkostung einiger „Mini Sweets“ haben: Nussbaiser-Türmchen, Karamell-Amaretto-Kringel und außerdem pikante Miniformate wie Blätterteig­muscheln mit konfierten Zwiebeln nebst Ziegenkäse demonstrieren aufs Aparteste, dass klein und mickrig mitnichten dasselbe ist! 

Den Schwerpunkt auf Pikant-Deftiges hat hingegen Caroline Hofberg gelegt: „Wohlig warme Winterküche“ wartet mit 124 schwedischen Rezepten auf, die höchst behagliche Stunden bei Tisch verheißen. Zum Käsegang ein selbst hergestelltes Apfel-Haselnuss-Knäckebrot zu reichen, leuchtet sofort ein. Und an Hackbällchen vom Elch mit Waldpilzen dürfte nur Anstoß nehmen, wer immer noch an die Mitwirkung dieser Kreatur beim Geschenkeausliefern glauben will. Andere Länder, andere Esstraditionen! Das haben sich auch Martina Meuth und Bernd Neuner-Duttenhofer gesagt, allerdings in kleinerem Maßstab: Sie haben aus deutschen Regionalküchen Althergebrach­tes zusammengetragen, um es sanft zu modernisieren: es leichter, frischer und bekömmlicher zu machen. Früher war nun mal nicht alles besser.