Anne Girard: MADAME PICASSO

Eine große Liebe

5. März 2015
Eva Gouel, ein Mädchen aus der Provinz, trifft in Paris auf Pablo Picasso. Anne Girard erzählt in ihrem Roman die wahre Geschichte einer hingebungsvollen, tragischen Liebe.

Im Moulin Rouge, wo Eva als Näherin arbeitet, sieht sie ihn zum ersten Mal: Gleich vorn an der Bühne sitzt er mit ein paar Freunden an einem Tisch. Breite Schultern, schwarze Haare, schwarze Augen, durchdringender Blick und mit einer sinnlichen Ausstrahlung, die Eva den Atem raubt. Als sie kurze Zeit später den berühmten Salon des Indépendants besucht, kommt sie, ohne zu wissen, mit wem sie es zu tun hat, mit ihm ins Gespräch.

Der Zufall hat die beiden zusammengebracht: Eva Gouel, eine junge Frau aus der Provinz, die in Paris ihr Glück finden will, und den damals schon berühmten Maler Pablo Picasso. In Anne Girards Roman „Madame Picasso“ treffen sie sich in der Pariser Kunstausstellung im Petit Palais ausgerechnet vor einem erotischen Gemälde von Henri Matisse – doch nicht nur deshalb knistert es vom ersten Moment an zwischen den beiden.

Noch weiß Eva nicht, dass diesem Mann keine Frau wider­stehen kann. Und sie weiß auch noch nicht, dass der Künstler schon seit Jahren in einer festen Beziehung mit Fernande Olivier lebt. Doch auch Picasso spürt, dass dies eine besondere Begegnung ist: Tagelang geht ihm die junge Frau mit den blauen Augen und dem schlichten Kleid nicht mehr aus dem Kopf. Bei der nächsten Gelegenheit lädt er sie in sein Atelier ins marode Bateau-Lavoir ein – wo ihm Eva nicht widerstehen kann.

Die leidenschaftliche Begegnung ist der Beginn einer großen Liebesgeschichte, die Anne Girard mit viel Fantasie und doch eng an den Fakten erzählt. Der Roman nimmt den Leser mit ins Paris der Belle Époque zu legendären Schauplätzen; man trifft berühmte Persönlichkeiten wie Georges Braque, Gertrude Stein, Isadora Duncan, Guillaume Apollinaire oder Sarah Bernhardt.

Anne Girard schildert Picasso als „Naturgewalt“, „mächtig wie ein Orkan“ – und doch zerrissen zwischen seiner künstlerischen Radikalität und seinem Bedürfnis nach Anerkennung und Erfolg. In Eva findet der Jahrhundertmaler nicht nur seine Muse, sondern die Frau, die ihn als Mann und Künstler „erdet“. Dies erklärt auch Picassos abgrundtiefe Verzweiflung, als er von Evas tödlicher Krankheit erfährt, die ihrer Liebe, die wohl die Liebe seines Lebens war, viel zu früh ein Ende setzt.