Jörg Maurer: DER TOD GREIFT NICHT DANEBEN

Tod im Häcksler

5. März 2015
Kommissar Jennerwein ist Kult, ganz ohne Schrullen und Klamauk. Er ist der ruhende Pol in Jörg Maurers Krimis, die vor Ideen und schwarzem Humor nur so sprühen.

Vermutlich gibt es angenehmere Arten, aus dem Leben zu scheiden, als in einer dieselbetriebenen Häckselmaschine zu Brei verarbeitet zu werden. Genaueres wüsste der bedauernswerte Bartl zu berichten, jedoch liegen die Überreste des einst blonden Hünen und begeisterten Schuhplattlers nun als glibbrige Masse in einer Zinkwanne und werden von Hauptkommissar Jennerwein inspiziert. Unfall oder Mord? Die Klärung der klassischen Frage wird für Jörg Maurers Kultpolizisten im jüngsten ­Alpenkrimi mit dem Titel „Der Tod greift nicht daneben“ zur echten Herausforderung. Zeugen für den Tod Bartls, der eigentlich Bertil Carlsson heißt und Schwede ist, gibt es nicht. Als ehemaliges Mitglied der Nobelpreisjury für Medizin hatte Carlsson, der mit seiner Frau im idyllischen Kurort den Ruhestand genoss, durchaus Feinde – etwa all jene Wissenschaftler, die den Nobelpreis nicht bekommen haben. Jennerwein setzt wie gewohnt auf akribische Polizeiarbeit und erhält sensationelle Erkenntnisse aus der Gerichtsmedizin: Eine Gruppe studentischer Praktikanten, die die Knochensplitter-Reste mit  einer Spezial-Software als Puzzle zusammensetzt, findet heraus, dass etwas Entscheidendes fehlt.

Mit Hubertus Jennerwein hat Kabarettist und Autor Jörg Maurer eine Figur erfunden, die das Genre Alpenkrimi – um im Bild zu bleiben – zu neuen Gipfeln geführt hat. Vor allem in Sachen Einfallsreichtum, bizarre Verbrechen, satirisches Potenzial und schwarzer Humor setzen seine inzwischen sieben Jennerwein-Romane Maßstäbe. Dabei gehört sein Kommissar keineswegs zu jener Sorte Ermittler, die sich durch schrulliges Verhalten und auffällige Macken auszeichnen. Im Gegenteil: Jennerwein ist ein sympathischer, unauffälliger Zeitgenosse ohne wahrnehmbare Hobbys, der nach dem Abitur zur Polizei ging und seitdem dort seinen Dienst verrichtet. Mit 100-prozentiger Aufklärungsquote. Jederzeit hält er die Fäden der Ermittlung beisammen, glänzt mit genialen Ideen und gerät höchstens aus der Ruhe, wenn die Kollegen bei Betriebsfesten das Lied vom „Wildschütz Jennerwein“ anstimmen.