Susan Mallery: KUSS UND KUSS GESELLT SICH GERN

Romantik made in Seattle

15. April 2015
Mehr als 100 Romane hat Bestsellerautorin Susan Mallery bereits veröffentlicht. Ihr Rezept: eine Prise Spannung, ein kräftiger Schuss Humor und viel, viel Gefühl.

Felicia ist zu klug für diese Welt. Dabei will sie doch nur sein wie alle anderen, aber ihre Intelligenz kann sie nicht verbergen. „Sie würde niemals nur sagen: ‚Das ist ein Baum‘“, erklärt Susan Mallery. „Sie würde den lateinischen Namen des Baumes nennen, erzählen, woher er stammt und welche Tiere in seinen Zweigen leben.“ Felicia ist die Protagonistin in Mallerys soeben auf Deutsch erschienenem Roman „Kuss und Kuss gesellt sich gern“. „Ich befürchtete, dass die Leser sie abschreckend finden würden. Aber sie mochten sie ebenso gern wie ich.“
Schauplatz ist die fiktive US-Kleinstadt Fool’s Gold am Rande der Sierra Nevada, um die Susan Mallery eine ganze Romanreihe gestrickt hat. Ihre Protagonistinnen sind Eventplanerinnen, Tier­therapeutinnen oder – wie Felicia – ehemalige Militärangestellte. Und alle suchen sie den Mann fürs Leben. Denn Susan Mallery hat sich der Romantik verschrieben, will ihren Leserinnen eine Pause vom Alltag gönnen: „Ich denke beim Schreiben an eine Frau mit Beruf und Familie, die nur eine Viertelstunde am Tag Zeit hat, um zu lesen. Meine Geschichten sollen diese Frau glücklich machen.“ Tatsächlich: In Mallerys flotter Prosa kann man versinken – und das schätzen nicht nur weibliche Leser: „Viele Ehepaare mögen meine Bücher. Das finde ich toll.“

Erfolg durch Disziplin

Zunächst hatte die „Queen of Romance“ Rechnungswesen studiert, doch gleich das erste Jobangebot lehnte sie ab. „Ich wollte schreiben“, erzählt sie lachend. „Also vereinbarte ich mit meinem Mann, dass ich es ein Jahr lang als Autorin versuchen würde. Wenn ich in dieser Zeit kein Buch veröffentlicht hätte, wollte ich den Job annehmen.“ Sie veröffentlichte nicht nur eines, sondern mehrere Bücher und hat seither mehr als 100 Romane verfasst, Serien wie Fool’s Gold, Blackberry Island oder Desert Rogues, aber auch Einzeltitel, manche unter ihrem richtigen Namen Susan Macias. Erinnern kann sie sich an alle ihre literarischen Kinder, wenngleich sie Details auch vergisst: „Es ist etwas peinlich, wenn eine Leserin mir eine Frage zu einem Buch stellt, das ich vor Jahren geschrieben habe, und ich kann sie nur dumm anstarren, während ich mein Gehirn durchstöbere.“
Aber das ist verzeihlich bei einer Frau, die vier bis fünf Romane pro Jahr veröffentlicht, Interviews gibt, auf Lesereisen geht und es trotzdem schafft, Ehemann und Stiefsohn nicht zu vernachlässigen. Susan Mallery ist eine Meisterin der Selbstorganisation: „Ich führe einen Kalender, in dem alles vermerkt ist, was ich tun muss. So lange ich diszipliniert bleibe, geht es gut.“ Ihr Schreibpensum erledigt sie mit der Genauigkeit eines Uhrwerks: Nach dem Frühstück zieht sie sich in ihr Büro zurück, nur die Tiere dürfen ihr Gesellschaft leisten – zwei Katzen und die Pudeldame Nikki. „Nikki macht auf sich aufmerksam, wenn es Zeit für eine Pause ist, dann spielen wir ein bisschen, bevor ich an den Schreibtisch zurückkehre.“

Ein verwirklichter Lebenstraum

Hier versinkt Susan Mallery ganz in ihrer romantischen Welt, in der die Frauen das Sagen haben. „Ich mag starke Charaktere. Ich schreibe über Frauen, die keinen Mann brauchen, weshalb die Männer sich ihre Liebe verdienen müssen.“ Felicia ist eine von ihnen – die mithilfe des Ex-Soldaten Gideon lernt, sich zu öffnen. Neue Ideen findet Mallery überall: „In Songs, in Gesprächen, in Artikeln. Es ist, als ob ich auf zwei Ebenen lebe. Ein Teil von mir befindet sich in der Realität, der andere in der Welt meiner Geschichten.“
Mit ihren Büchern wird sie ihre Leserschaft weiterhin begeistern, die Vielschreiberin, die  tagaus, tagein arbeitet, sommers wie winters, oft im Schein einer Lichttherapie-Lampe, die sie ihre „glückliche Lampe“ nennt. Sie hat ihren Lebenstraum verwirklicht, geht ganz in ihrer Arbeit auf: „Dank meinen Lesern kann ich das tun, was ich mehr als alles auf der Welt liebe: Ich kann erzählen.“