Anna Todd: AFTER PASSION

Ein Bad Boy zum Verlieben

28. April 2015
Anna Todd ist ein Phänomen. Mit ihrer Geschichte über die brave Tessa und den unberechenbaren, wilden Hardin hat die 25-Jährige es aus dem Stand zur Bestsellerautorin gebracht.

Lange war Anna Todd einfach nur Fan. Die Boygroup „One Direction“ hatte es ihr angetan und ganz speziell der wuschelköpfige Mädchenschwarm Harry Styles. Irgendwann begann die junge Amerikanerin dann auf der Literaturplattform „Wattpad“ eine Geschichte zu veröffentlichen, in die sie ihre Begeisterung für den Sänger einfließen ließ. Sehr authentisch, mitreißend und gewürzt mit einer großen Portion Erotik erzählte sie dort von der sanften, strebsamen Collegestudentin Tessa, die sich zu ihrer eigenen Überraschung und Verwirrung in einen Freund ihrer Mitbewohnerin verliebt, in den rastlosen, unberechenbaren und großzügig tätowierten Hardin, der Styles ausgesprochen ähnlich sieht. Schon bald ging die Zahl ihrer Fans, die begierig auf jedes neue Kapitel warteten, in die Hunderttausende. Es folgte ein Buchvertrag für das „After“-Epos und mittlerweile sind auch die Filmrechte verkauft.

Vielleicht mag nicht jeder sofort den außerordentlichen Reiz von Harry Styles erkennen, die Geschmäcker sind verschieden, aber eine Schwäche für Jungs mit rauer Schale und weichem Kern teilt Tessa in jedem Fall mit sehr vielen ihrer Geschlechtsgenossinnen. „Ich glaube, jede junge Frau möchte einen Bad Boy, der sich für sie ändert. Der jeden schlecht behandelt und dem es egal ist, was andere von ihm denken. Mit Ausnahme von ihr“, ist Anna Todd überzeugt, und die große Zahl ihrer begeisterten ­Leserinnen gibt ihr da recht.

Auch ihre Heldin Tessa hätte eigentlich vorbereitet sein müssen auf die Leidenschaft, die Hardin in ihr weckt. Immerhin ist sie, wie Anna Todd selbst, eine begeisterte Leserin. Zu ihren Lieblingslektüren zählen Romane wie „Jane Eyre“, „Sturmhöhe“ oder „Stolz und Vorurteil“. Allesamt sind die Männer in diesen Werken keine Lämmer, sondern behandeln die Frauen, die ihnen zugetan sind, über weite Teile der Geschichte nicht besonders gut, verhöhnen sie, belügen sie, stoßen sie immer wieder fort, obwohl sie sie in den Tiefen ihres Herzens doch leidenschaftlich lieben. Nonchalant und augenzwinkernd spielt Anna Todd immer wieder darauf an, dass ihr Hardin mit dem Lippenpiercing und den vielen Tattoos einige hochliterarische Vorbilder hat, dass ihn eine Menge verbindet mit Jane Austens spöttischem Mr. Darcy, Emily Brontës verwegenem Heathcliff oder Charlotte Brontës herrischem, zerstörerischem Mr. Rochester.

Im Gegensatz zu den literarischen Bad Boys der vergangenen Jahrhunderte, die mit ihren Angebeteten meist nicht mehr als Küsse tauschten, übt der attraktive Hardin auf Tessa allerdings auch deshalb eine so magische Anziehungskraft aus, weil er ausgesprochen geschickt ist im Umgang mit dem weiblichen Körper. Sobald er Tessa nur leicht berührt, und das tut er oft, werden ihr die Knie weich. Er mag nicht besonders erfahren darin sein, einem Mädchen zu sagen, dass er sie liebt, aber wie man eine Frau streichelt, küsst, erregt, das weiß er sehr gut.  Immer wieder setzt er sein ungewöhnliches Talent fürs Erotische dazu ein, die in sexuellen Dingen noch unerfahrene Tessa aus der Fassung zu bringen, zu beschwichtigen und zurückzugewinnen, wenn er sie wieder einmal enttäuscht und verletzt hat.

Er selbst ist fest davon überzeugt, dass er niemanden braucht, niemanden liebt. Nur, warum kann er einfach nicht von Tessa lassen? Immer wieder sucht er ihre Nähe. Auch wenn er gegenüber seiner rebellischen, zu Ausschweifungen neigenden Clique behauptet, dass die sanfte Tessa mit den blonden Locken und der hübschen Figur, die sie viel zu oft unter braven langen Röcken und hochgeschlossenen Blusen verbirgt, ihm nichts bedeutet.

Hardin ist ein Mann mit vielen Geheimnissen, immer wieder verschwindet er tagelang, nächtelang und Tessa weiß nicht, wann sie ihn wiedersehen wird. Wenn sie ihm Fragen stellt, wird er oft unvermittelt wütend. In seinem Zorn schlägt er Möbel kurz und klein und haut Löcher in die Wand. Und woher er das Geld hat, das er manchmal für sie ausgibt, weiß sie auch nicht.
Es ist ein Wechselbad der Gefühle, in das Hardin Tessa stürzt. Ist sie glücklicher, seit sie ihn kennt? Sie selbst kann diese Frage weder mit Ja noch mit Nein beantworten. Nur eines weiß sie: „Mein Leben, mein Herz werden nie mehr so sein wie vorher, nicht nachdem Hardin hineingestürmt ist.“