Gerlinde Kurz: STRANDGUT

Der Schlüsseljunge

10. Juni 2015
Eine ungewöhnliche Himmelsfärbung, der Blick aufs Meer oder aus der Teetasse aufsteigende Dampfschwaden – für Gerlinde Kurz braucht es den besonderen Moment, um losschreiben zu können. 

Früher war sie als Hebamme tätig, heute bringt Gerlinde Kurz Geschichten zur Welt. Geschichten, die – davon ist die Autorin überzeugt – im Grunde schon da sind und lediglich zu Papier gebracht werden müssen. Wie die von Jakob, der auf einer Nordseeinsel eine verrostete Kiste mit alten Briefen findet und so auf die Spur seines unbekannten Vaters kommt. Nur den Namen und einen Schlüssel besitzt er von ihm. Jakob trägt diesen Schlüssel Tag und Nacht um den Hals. Man mag den 13-jährigen Einzelgänger, dessen Leben durch die temperamentvolle Hannah eine neue Dimension erhält, auf Anhieb.

Der mit Geheimnissen gespickte Roman erzählt von Zusammenhalt, Freundschaft und knüpft Bande zwischen Gegenwart und Vergangenheit: Was hat Jakob mit dem Mann zu tun, den die alte Stine im Zweiten Weltkrieg bei sich versteckt hielt und der auf dem Foto wie sein Doppelgänger aussieht? Beim Lesen verfällt man dem leisen Zauber des Romans, meint Meeresgischt zu spüren und Vogelschreie zu hören.