Heathcote Williams: DIE WINDSORS - EINE SCHRECKLICH NETTE FAMILIE

Schluss mit drollig

12. Juni 2015
Eine Prise Kensington-Klatsch gefällig? Dann sind Sie hier ­genau falsch. Denn bei Heathcote Williams’ „Royal Babylon“ ­vergeht einem jedwedes Schmunzeln über das britische Königshaus.

Sieht die jüngst im Kreißsaal eingetroffene Prinzessin Charlotte nicht allerliebst aus? Reingefallen, und zwar auf das allzu harmlose Image der Royals. Ein Irrtum, gegen den Heathcote Williams gefeit zu sein scheint: In seiner Vers-Streitschrift „Die Windsors – eine schrecklich nette Familie“ – dank zweisprachiger Ausgabe  im Original zugänglich – zeichnet der Brite ein empörendes Bild. Die Stichwörter sind Rassismus, Waffenhandel und Sympathie für Hitler. Noch im Frühling 1939 wirkte etwa George VI. – für arglose Kinogänger ein freundlicher Stotterer – darauf hin, jüdische Flüchtlinge am Verlassen Nazideutschlands zu hindern.

Auch die adeligen Palastbewohner von heute haben den Autor zu wort­gewaltiger Polemik animiert:  Für ihn sind sie „zeremonienbesessene Käuze“, die „England in einen Ableger des US-Imperiums verwandelt“ haben und es damit „für Vergeltungsaktionen verwundbar machen“. Noch Fragen?