Judith Hermann: LETTIPARK

Nicht mehr als ein Blick

23. August 2016
Judith Hermann, die Meisterin poetischer Verknappung, hat einen neuen Erzählband geschrieben. In „Lettipark“ ist sie den kleinen Momenten auf der Spur, die ein ganzes Leben verändern können. 

„Lettipark“ heißt der neue Erzählband von Judith Hermann. Er umfasst 17 Stücke, das kürzeste gerade mal sechs Seiten lang, das längste zwölf Seiten. Sie tragen Überschriften wie „Kohlen“, „Gehirn“ oder eben „Lettipark“ und handeln von ganz unterschiedlichen Menschen.

Judith Hermann erzählt auf wenigen Seiten von einem einzigen, für das weitere Leben bestimmenden Moment. Sie schafft stille zwischenmenschliche Szenen, die nur aus einer Berührung, einem Blick oder einem zufälligen ­Aufeinandertreffen bestehen, und lässt damit zugleich ganze Biografien aufscheinen, deren Anfang und Ende sie offenlässt.

Was geschieht, wenn wir jemandem begegnen? Wie verändert sich das ­Leben durch einen einzigen Moment? So lauten die zentralen Fragen, die sich hinter den Geschichten von Judith Hermann verbergen. Die Erzählungen spielen mit Andeutungen, Aussparungen, Auslassungen, die zum Weiterdenken und zum Lesen zwischen den Zeilen auffordern. Denn das Eigentliche in diesen bedeutungsstarken Kurzgeschichten findet sich ­immer im Nichtgesagten. Die Auslassungen sind es, die das Schicksal der ­Figuren auf beeindruckende Weise beleuchten.