Catherine Sheperd: KRÄHENMUTTER

Entführte Babys

10. Oktober 2016
Das Kind eines prominenten Ehepaars in Berlin wird entführt. Ein Fall für die toughe LKA-Polizistin Laura Kern, die als ­Mädchen selbst ein Opfer war. Virtuos spielt Autorin ­Catherine Shepherd mit den Ängsten ihrer Leser. 

Für jede Mutter, jeden Vater ist dieser Plot der blanke Horror: Eine junge Frau lässt beim Einkauf in einem Berliner Supermarkt ihr sechs Monate altes Baby ein paar Momente aus den Augen. Dann der Schock: Der himmelblaue Kinderwagen, der nur wenige Meter entfernt vor einem Regal stand, ist verschwunden. Die sofort eingeleitete Suche der Polizei bleibt erfolglos, das Kind ist weg. Auf den Fall angesetzt wird Laura Kern, eine erfahrene Ermittlerin, die auch politisch unter Druck steht: Die Innensenatorin persönlich verlangt schnelle Fahndungserfolge, denn der Vater des Kindes ist ein prominenter Unternehmer. Dieser zeigt sich bei den Ermittlungen allerdings wenig kooperativ, und die erwartete Lösegeldforderung bleibt aus – stecken am Ende die Eltern mit dem Entführer unter einer Decke? Es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit – und dann verschwinden weitere Babys spurlos.  

Autorin Catherine Shepherd spielt meisterhaft auf der Klaviatur der Ängste ihrer Leser. Das Böse, das sich früh offenbart, lauert in „Krähenmutter“ hinter einer menschenfreundlichen Fassade; Panik und Hilflosigkeit angesichts des Unfassbaren gehen dem Leser unter die Haut. Und Shepherd gelingt das Kunststück, mit einer grausamen Mord­serie auf raffinierte Weise eine weitere Ebene einzuziehen.

„Krähenmutter“ ist ein intelligenter und temporeicher Psychothriller – und der verheißungsvolle Start einer neuen Serie mit der toughen LKA-Ermittlerin Laura Kern. Auf die Fortsetzung dürfen sich die Leser schon jetzt freuen.