Alfred Brehm, Karsten Brensing: BREHMS TIERLEBEN

Wiederentdeckter Klassiker

28. November 2018
Alfred Brehm stand immer in der Kritik, weil er Tiere vermenschliche. Zu Unrecht, erläutert der Biologe Karsten Brensing in seiner Einführung zu der prächtigen Neuauflage mit Originaltexten aus „Brehms Tierleben“. 

„Das Säugetier besitzt Gedächtnis, Verstand und Gemüt und hat daher oft einen sehr entschiedenen, bestimmten Charakter …“ In der Neuauflage von Texten aus der berühmten zweiten Auflage von Brehms „Thierleben“ macht der Verhaltensbiologe Karsten Brensing deutlich, wie bahnbrechend Brehms Forschung und seine „Theory of Mind“ waren: damals, vor etwa 150 Jahren, als Verhaltensbiologie unbekannt war und sich Wissenschaftler auf das Sammeln und Vermessen toter Tiere beschränkten. Anhand heutiger Erkenntnisse, dass Tiere zu kreativem Denken, zu Selbstreflexion und Mitgefühl fähig sind, relativiert Brensing die Kritik der Vermenschlichung von Tieren und würdigt Brehm zudem als Pionier des Artenschutzes. Derart vorbereitet, darf sich die Leserschaft genussvoll auf Brehms Beschreibungen heimischer Wildtiere einlassen und seine detaillierten Illustrationen bestaunen, die schon Charles Darwin pries. Neben der wissenschaftlichen Bewertung bringt Brensing uns zudem den Abenteurer, Forschungsreisenden, Zoodirektor und Autor Brehm nahe, der von klein auf zum leidenschaftlichen, ­akribischen Tierforscher heranwuchs. „Brehms Tierleben“ – eine echte Wiederentdeckung.