Romy Hausmann: LIEBES KIND

"Freiheit ist kostbar"

1. März 2019
Der Thriller „Liebes Kind“ geht unter die Haut: Romy Hausmanns Roman handelt auf den ersten Blick von einer vermissten Frau und einer Hütte im Wald. Doch vor allem erzählt die Autorin von Macht, Angst und Abhängigkeit in einer klaustrophobischen Welt. 

Die Zerrissenheit Ihrer Figuren geht unter die Haut. Wie gelingt es Ihnen, sich in einen Menschen hineinzudenken, der Grauenvolles erlebt hat?
Das Leben ist selten schwarz oder weiß, das habe ich durch meine Arbeit als Redaktionsleiterin beim Fernsehen zur Genüge erfahren. Ich habe dort mit Hunderten von Menschen gearbeitet: misshandelte Ehefrauen, Kriegsflüchtlinge, vernachlässigte Kinder. Beinahe täglich begegnete ich dort Menschen, die in ihrem eigenen speziellen Farbkosmos zu überleben versuchten. Genau das tun auch die Hauptfiguren meines Thrillers. 

Eine abgeschiedene Holzhütte steht im Mittelpunkt Ihres Buchs. Sie selbst wohnen in einem Haus am Waldrand …
… und einmal entdeckte ich bei unseren Streifzügen im Wald auch so eine Hütte. Was darin wohl vor sich geht?, habe ich mich gefragt. Ein abgeschlossener Ort, unscheinbar in seiner Normalität, der gleichzeitig so viele Möglichkeiten bietet für Grausames. Grausames, das keiner ausgefuchsten Waffen und keines Blutvergießens bedarf, sondern zeigt, dass ein paar Schrammen an der Psyche genügen, um die gefährlichste Waffe von allen scharfzumachen: den menschlichen Verstand.

Wie viel von Ihnen steckt in diesem Thriller?
Für mich, die als Kind ihre ersten Jahre im abgeriegelten ­System der ­DDR verbracht hat, ist das Thema Freiheit schon ­immer ein lebens­beherrschendes gewesen. Die Freiheit, die wir nach unserer Flucht gefunden haben, war etwas sehr Kostbares, und das Bewusstsein ihres Werts ist mir bis heute geblieben. Aber auch abgesehen vom Grundthema steckt viel von mir in den einzelnen Figuren.

Was treibt Sie an im Leben?
Ich will mich ausprobieren und sehen, wie weit ich komme. Das ist mein ewiges Lieblingsthema. Vielleicht muss man das Leben manchmal davon überzeugen, dass und wie sehr man es ernst meint.