Elif Shafak: EHRE

Zwischen Orient und Okzident

18. Februar 2014
Sie ist eine Kosmopolitin. Ihre Literatur bricht mit Tabus, dafür wird Elif Shafak in der Türkei angefeindet und gefeiert. Mit „Ehre“ hat sie nun einen neuen, bildersatten Roman vorgelegt.

Europa und Asien, London und Istanbul – Elif Shafak verbindet in ihrem Schreiben und Leben Gegensätze und Kontinente. Die Autorin, Journalistin und Wissenschaftlerin pendelt heute zwischen London und Istanbul, ganz so wie Esma, die Hauptfigur in ihrem jüngsten Roman „Ehre“. Als Tochter einer türkischen Di­plomatin wurde Elif Shafak in Straßburg geboren und wuchs unter anderem in Madrid und in Amman auf. Erst mit Anfang 20 kam sie zum Studium in die Türkei. Die Sinnlichkeit des Landes, wie sie etwa auf dem Istanbuler Basar mit seinen Farben, Gerüchen und Geräuschen erlebbar ist, zog Shafak sofort in ihren Bann. Sie begann sich für die Geschichte ihrer Vorfahren und ihre kulturellen Wurzeln zu interessieren.

Heute begreift sich Shafak in Anlehnung an eine Metapher des islamischen Dichters Rumi als Kompassnadel, die an einem Punkt verankert ist – in ihrem Fall in Istanbul –, deren Spitze aber einen Kreis beschreibt. „Ehre“, Shafaks zwölftes Buch und ihr achter Roman, zieht einen vergleichbar weiten Kreis. Esma, eine junge kurdische Frau, will verstehen, warum ihr Bruder einen Mord begangen hat. Bei ihrer Spurensuche stößt sie auf die Geschichte ihrer Mutter und deren Zwillingsschwester. Pembe und Jamila, deren Wege der Roman nachzeichnet, führen zwei höchst unterschiedliche Leben – zwischen Heimat und Fremde, Orient und Okzident, Land und Stadt –, die Shafak in einen bildersatten, fesselnden Familienroman gebannt hat.