Wer einstecken muss, sollte auch austeilen dürfen. Wenn der Schnürsenkel reißt, ist Fluchen statthaft und beruhigt. Warum also schweigen, wenn Ihnen ein „Kampfradler“ die Vorfahrt nimmt oder der „Armleuchter“ an der Kinokasse sich beim Wechselgeld verzählt? Wer sich fürs Beleidigen und Anraunzen zu fein ist, kann vom Autor und vom Illustrator lernen, im Schimpfen eine Errungenschaft zu sehen: Als urmenschliche Reaktion ist es nicht nur verbreitet, sondern auch gesund – sogar für die Adressaten! Denn ihrem Wesen nach sind Verbalattacken Ersatzhandlungen für körperliche Gewalt, ein Sieg der Kultur über die brachiale Natur. Aber auch ein wüster Wortschatz gedeiht nicht von allein.
André Meinunger informiert alltagsnah, anhand von Lebensbereichen, über Herkunft und Gebrauch von mehr als 200 Schimpfwörtern. Stimmigerweise steht das Kapitel „Beziehung und Partnerschaft“ an erster Stelle, noch vor „Straßenverkehr“; schließlich werfen sich die Geschlechter uneinholbar gern klischeehafte Derbheiten an den Kopf. Um die Gleichberechtigung scheint es trotzdem recht gut bestellt, wenn heute ein Mann als „Quasselstrippe“ oder eine Frau als „Stinkstiefel“ verhöhnbar geworden ist.