Christoph Marx: "DER SPRINGENDE PUNKT IST DER BALL"

Man spricht Fußball

14. Juni 2018
Es muss ja nicht immer gleich ein neuer High-End-Fernseher sein: Auch ein ­linguistisches Sachbuch vermag die Erfahrung Fußball-WM zuverlässig zu ­vertiefen – dank Autor Christoph Marx.  

Der Grat zwischen Nonsens und Philosophie, er ist so schmal wie ein Grashalm – nur eine von vielen Erkenntnissen, die wir Autor Christoph Marx verdanken. Der Historiker und Fußballfan hat einen publizistischen Treffer gelandet und verrät Highlights der Fußballsprache: Tiefgründiges à la „Die Realität sieht anders aus als die Wirklichkeit“ (Vogts), das Trainer-Kauderwelsch Trapattonis oder unnachahmlich druckvolle Worte wie „Das habe ich ihm auch verbal gesagt!“ (Basler).

Dankenswerterweise untersucht Marx die kreativen Äußerungen von Fans, Spielern, Trainern, Experten und Journalisten äußerst systematisch. Er zeichnet unter anderem nach, wie sich aus dem vormals mittelalterlichen Schweinsblasentreten der heutige Volkssport entwickelte – der nun die Unterhaltungsindustrie enorm bereichert. Denn was wäre ein Wochenende, ohne dass auch die Reporter sich in Stilblüten versteigen oder Legendäres bieten wie einst Marcel Reif mit dem Kommentar „Wenn Sie dieses Spiel atemberaubend finden, haben Sie es an den Bronchien“? Wie die Fußball-WM 2018 ausgehen wird, weiß noch niemand, doch Lukas Podolski dürfte in jedem Fall richtig liegen: „So ist Fußball. Manchmal gewinnt der Bessere.“