Buchjournal-Fragebogen

#Autorenbesuchen - Heute bei Corina Bomann

26. April 2020
Die Corona-Pandemie bestimmt derzeit unser Leben – und natürlich auch das von Autorinnen und Autoren. Zu Hause arbeiten ist für sie zwar nichts Neues, doch auch ihr Alltag sieht momentan oft ganz anders aus. Wir haben nachgefragt und präsentieren unter #Autorenbesuchen regelmäßig neue Antworten aus dem literarischen Homeoffice.

Corina Bomann, geboren 1974 in einem Dorf in Mecklenburg-Vorpommern, hat schon als Kind leidenschaftlich gern Geschichten erfunden und aufgeschrieben. 2002 machte sie ihr Hobby zum Beruf, zehn Jahre später gelang ihr mit dem Roman "Die Schmetterlingsinsel" der erste Bestseller. Mit "Sophias Hoffnung" startete kürzlich ihre Roman-Serie "Die Farben der Schönheit", die in  Berlin, Paris und New York der 1920er und -30er Jahre spielt. Corina Bomann lebt abwechselnd in Berlin und in Mecklenburg-Vorpommern in einem gemütlichen Haus – für sie der perfekte Ort zum Schreiben.

Wie sehen Ihr Alltag und Ihre Arbeit momentan aus?
Meine Arbeit unterscheidet sich nicht so sehr von der in normalen Zeiten. Als Schriftstellerin habe ich immer „Homeoffice“. Für mich funktioniert das Schreiben nur in Stille, in einem Café zu schreiben wäre für mich undenkbar. So ist es keine große Umstellung. In meinem Alltag spüre ich allerdings das Gewicht der Herausforderung, vor der wir stehen. Beim Einkaufen sitzt einem unwillkürlich die Angst im Nacken, denn das letzte, was ich möchte, ist krank werden. Und dass es nicht mehr selbstverständlich ist, Gesprächspartner einfach mal aufzusuchen, ist auch schon ungewohnt und belastend. 

Was ist die größte Herausforderung?
Meine größte Herausforderung ist zurzeit, mich nicht zu sehr in Social Media aufzuhalten und mich nicht über die Ansichten mancher Zeitgenossen aufzuregen. Die Versuchung ist groß, Informationen aus allen Richtungen einzuziehen, aber manchmal bereut man es, weil man Zeit damit verschwendet, sich über Irrelevantes zu ärgern. Ich halte mich daher jetzt meist an die offiziellen Quellen und versuche, eine positive Grundhaltung zu bewahren. 

Worauf freuen Sie sich persönlich besonders, wenn die Krise mal vorbei ist?
Ich freue mich darauf, wieder in den Urlaub fahren zu können, an die See oder in die Berge. Auch wird es schön sein, mal wieder ins Café zu gehen (nicht zum Arbeiten, sondern zum Frühstücken und Leute beobachten) und unbeschwert ohne den Gedanken an Kontaktvermeidung spazieren zu gehen. 

Welches Buch lesen Sie gerade?
Als Re-Read „Die Zeuginnen“ von Margaret Atwood. Und von Titus Müller „Die goldenen Jahre des Franz Tausend“.

Welches Buch sollten Buchjournal-Leser*innen jetzt oder später unbedingt lesen?
Ich empfehle besonders zu jetzigen Zeiten Margarete Atwoods „Der Report der Magd“, denn in solch einem Ausnahmezustand, in dem wir uns jetzt befinden, müssen wir gut auf unsere Werte, die Menschlichkeit und die Demokratie aufpassen. Nicht nur das Virus ist eine Gefahr, sondern auch z.B. Ansichten darüber, wer es wert ist zu leben oder nicht. 

Was macht für Sie ein gutes Buch aus?
Lebendige Charaktere und ein Erfahrungsgewinn in der Geschichte. Ich möchte überrascht werden und Neues erfahren.

Welches Buch würde in Ihrer Bibliothek niemand erwarten?
Die Leute sind einiges von mir gewöhnt und bedingt durch meine Arbeit habe ich ein weites Spektrum an Themen in meinem Bücherschrank. Ich glaube, ich kann eigentlich niemanden mit einem bestimmten Buch schockieren, bei mir findet sich nahezu jedes Genre. Ein sehr ungewöhnliches Buch ist vielleicht „Die Zahnheilkunde im 19. Jahrhundert“ von Hedvig Lidforss Strömgren. Aber wer meine Vorgeschichte kennt, den überrascht das ebenfalls nicht.

Wie sieht für Sie (in normalen Zeiten!) ein gelungener Tag aus?
Jeder Tag, in dem ich erfolgreich schreiben konnte, keine schlechten Nachrichten bekommen habe, zum Lesen gekommen bin und ein schönes Frühstück und vielleicht ein Stück Kuchen genießen konnte. Wenn dann noch ein Spaziergang hinzukommt - perfekt. 

Welche geheime (oder weniger geheime…) Leidenschaft haben Sie?
Ich versuche, alle Dinge in meinem Leben mit Leidenschaft zu betreiben. Schreiben gehört auf jeden Fall dazu, aber das ist nicht geheim. Außerdem habe ich meine Liebe zum Zeichnen wiederentdeckt und ich nähe auch leidenschaftlich gern. Schokolade und gute Filme gehören auch dazu. 

Eine Eigenschaft, die Sie bewundern?
Mitgefühl.

Wofür sind Sie dankbar?
Ich bin dankbar, meine Operationen im vergangenen Jahr so gut überstanden zu haben. Ich bin dankbar, in meinem Umfeld liebe Menschen zu haben, auf die ich mich verlassen kann. Dankbar bin ich auch für das Engagement der Verlagsmenschen, Buchhändler*innen und Leser*innen für meine Bücher. Und dafür, dass sich vor mir eine ganz besondere Geschichte aufgetan hat, über die ich demnächst schreiben werde. 

Hier finden Sie eine Empfehlung von Corina Bomanns neuem Roman "Sophias Hoffnung", dem ersten Teil der Romantrilogie „Die Farben der Schönheit“