Roberto Saviano: ZEROZEROZERO

Die unheimliche Droge

25. Februar 2014
Millionen sind abhängig von Kokain, der Handel mit Schnee ist ein Milliardengeschäft – auch in Deutschland. In „ZeroZeroZero“ schildert Roberto Saviano die Macht der Droge.

Eine Hochleistungswelt braucht eine Hochleistungsdroge. Diese Droge ist Kokain. Es pusht den Körper, versetzt ihn in einen extremen Erregungszustand. Bevor die Abhängigkeit zu Paranoia führt. Über Kokain hat der italienische Autor Roberto Saviano nun sein neues Buch geschrieben. Es wird wie bereits in seinem Heimatland auch hierzulande für Aufsehen sorgen.

„Zero Zero“ ist in Italien die Bezeichnung für die beste Qualität von Mehl. Als „Zero Zero Zero“ wird Kokain bezeichnet – die lohnendste und lukrativste Investition überhaupt. Saviano rechnet vor, dass 1 000 Dollar, Anfang 2012 investiert in Apple-Aktien, ein Plus von 670 Dollar erbracht hätten, in Kokain angelegt aber die unglaubliche Summe von 181 000 Dollar. Wie Kokain die Welt beherrscht, das zeigt Saviano in bestechender Reportagemanier. Er spricht in New York mit Polizisten und in Südamerika mit Elite­soldaten. Er erzählt von brutalen Drogenkartellen in Nordmexiko, von Schlafmohnbauern, von Dealern und von globalen wie von Mikro-Verteilerstrukturen, von Geldwäsche und versagender Politik.

Dass Kokain die Welt beherrscht, steht am Ende außer Frage. Ebenso wie die Tatsache, dass Deutschland ein Drehkreuz des Drogenhandels ist, was Saviano in dem Kapitel „Eldorado Deutschland“ so eindrücklich wie beklemmend darlegt. Seine Thesen untermauert nicht zuletzt der Zufallsfund von 140 Kilogramm Kokain im Januar in einer Berliner Aldi-Filiale – versteckt in Bananenkisten.

Die Rechercheleistung Savianos ist angesichts seiner Lebenssituation umso bewundernswerter: Seit sieben Jahren lebt der 1979 geborene Arztsohn im Untergrund, zwangsweise. Als sein Camorra-Buch „Gomorrha“ 2006 erschien, wurde er sofort auf die Todesliste der neapolitanischen Mafia gesetzt. Saviano tauchte ab und lebt seitdem unter ständigem Polizeischutz. Sein wichtiges, durch und durch erschreckendes neues Buch widmet er seinen Leibwächtern „für die 38 000 gemeinsam verbrachten Stunden“ – und für die ihnen noch bevorstehenden gemeinsamen Stunden. Am Ende bedankt sich Roberto Saviano neben vielen anderen auch bei Salman Rushdie, von dem er gelernt habe, wie man auch in der Abschottung durch sieben bewaffnete Männer frei sein könne.