Bilderbücher

Monster und Schmetterlinge

19. Februar 2014
Die Welt kann ganz schön verwirrend sein. Bilderbücher helfen Kindern, sich mit noch Unverstandenem spielerisch auseinanderzusetzen. Das funktioniert besonders gut, wenn ein vertrauter Vorleser sie dabei begleitet und zuhört.

In den einen Bilderbüchern geht es lustig zu oder zum Kichern sonderbar: Bunte Ballone fliegen in den Himmel, Schweinchen tanzen und Bären freunden sich mit Mäusen an. Andere sind stiller, die Farben blasser, der Strich zarter, und der Himmel sieht nach Regen aus, oder Nacht liegt über den Seiten und Monster schauen durch die Fenster. Ob lustig oder traurig, ob unheimlich oder skurril-­komisch – Bilderbücher erfüllen für Kinder einen wichtigen Zweck. Mit ihrer Hilfe und eng an einen vertrauten Erwachsenen geschmiegt, der vorliest und sie durch die Geschichten begleitet, lernen sie etwas über die Welt auf jeweils wenigen überschaubaren Seiten. Gefühle werden zum Thema gemacht, wie Trotz, Angst, Zuneigung, Großzügigkeit, Liebe. Die Gefühle werden angeschaut und überdacht. Sie werden besprochen. Am sicheren Geländer des Bilderbuchs entlang findet ein Dialog statt.

Das kleine Nashorn aus „Robert sagt Nein!“ ist auf einmal wie ausgewechselt. „Nein“ wird zu Roberts Lieblingswort. Damit handelt er sich viel Ärger ein. Wer immer Nein sagt, dem wird auch „Nein“ ent­gegengehalten. Darüber lässt sich während der Vorlesezeit dann reden. Oder wie sieht es mit der Großzügigkeit aus? Toll ist es, etwas zu besitzen. Toll kann es aber auch sein, etwas weiterzugeben. Gemeinsam mit einem anteilnehmenden Erwachsenen begeistern sich Kinder dafür, wie Oli aus „Der rote Faden“ Igel, Ameisen und Vögel beschenkt.

Wenn die Angst vor der Dunkelheit sich im Kinderzimmer breitmacht, ist es schön, ein Bilderbuch zur Hand zu haben, das die Nacht in neuem Licht zeigt, wie es in „Wenn der Mond kommt ...“ der Fall ist. Der nächtliche Himmel mit seinen Gestirnen kann ein Freund sein. Auch im Dunkeln braucht man sich nicht allein zu fühlen, lernen Kinder. Oder was, wenn man sich etwas unbedingt wünscht, und schließlich bekommt man es beinahe? Der Dinosaurierjunge Minus wünscht sich vergeblich ein Haustier. Also unternimmt er heimlich etwas, das ihm bald gehörig über den Kopf wächst. „Na, wie wär’s nun mit einem Dinosaurier als Haustier?“, kann der Vorleser also sagen, und „Ja, gern“ das Kind.

Dass Vorurteile oft zu kurz greifen, auch das lässt sich erlesen. Zum Beispiel durch Matze, der Ballett liebt und sich immer anhören muss, das sei nur was für Mädchen. Bis die tänzerische Begabung ihm auf dem Fußballplatz viele Tore einbringt.

Natürlich müssen es nicht immer Gefühle sein, mit denen Kinder im Bilderbuch vertraut gemacht werden. Woraus besteht die Welt? Auch das kann ein Thema sein. In „1 000 000 000 Sterne“ werden die Zahlen anhand der Natur erklärt. „Wie viele Flügel hat die Libelle?“ – „Vier“, sagt das Kind „und da sind auch Schmetterlinge, die zwei Flügel haben“ – und auf einmal sieht es genauer hin.