Wer glaubt, ein Krimi wäre langweilig, wenn die Mörderin schon auf Seite eins bekannt ist, sollte zu Higashino greifen. Der Autor treibt uns durch ein Rätsellabyrinth, führt in Sackgassen und lässt uns immer wieder staunend zurück. Er ist ein Meister der Manipulation. Atemlos habe ich die Logikduelle der beiden ermittelnden Kontrahenten – Physikprofessor Yukawa und Inspektor Kusanagi – verfolgt und selten so viel Sympathie für eine Mörderin empfunden („Verdächtige Geliebte“). Es ist ein wahrer Lesegenuss, zumal Higashino ganz ohne blutige Szenen auskommt. Er konzentriert sich auf das Wesentliche, mit einer klaren, reduzierten Sprache. Verstand statt Gefühl, auch wenn es unter der Oberfläche heftig brodelt. Literarische Krimileckerbissen – wir wollen mehr davon!