David Sarno, Sascha Lapp: DAS PRINZIP MORD

Blick in den Abgrund

13. Oktober 2022

Wahre Verbrechen, Schicksale und akribische Polizeiarbeit: „Das Prinzip Mord“ fesselt mit spektakulären Mordfällen. Die Autoren David Sarno und Sascha Lapp über Abgründe, Cold Cases und Ermittler, die nicht aufgeben. 

Was fasziniert uns an wahren Verbrechen so sehr?
­Sarno: Die Verbrechen haben sich so ereignet, das ist grundsätzlich spannend aufgeladen. Oft ist es erschreckend, in menschliche Abgründe zu blicken. Andererseits ist es gut, zu wissen, dass es Ermittler gibt, die niemals aufgeben, ­Verbrecher zu jagen und hinter Gitter zu bringen. 

Die meisten Storys in Ihrem Buch sind „Cold Cases“: Kriminalfälle, die lange nicht aufgeklärt werden konnten. Was machte die Aufklärung doch möglich?
Lapp: In erster Linie ist es die technische Weiterentwicklung. Die sogenannte Mikrospurenanalyse spielt dabei eine entscheidende Rolle. Heute kann schon eine winzige Hautschuppe einen Mörder überführen. Oft sind es aber auch die Ermittler selbst, die damals schon an dem Fall gearbeitet haben. Viele können ihre ungelösten Fälle nicht vergessen und suchen regelmäßig nach neuen Ansätzen. 

Wie kommen Sie an die Informationen über die Fälle heran? ­
Sarno: Wir haben in den vielen Jahren unserer Zusammenarbeit enge Kontakte zu Mordermittlern in ganz Deutschland knüpfen können. Zu vielen ist ein Vertrauensverhältnis entstanden, das uns bei den Recherchen zugutekommt. Zum Beispiel wurden uns für das Buch die originalen Ermittlungsakten anvertraut.

Gibt es einen Fall, der Sie besonders betroffen macht?
Lapp: Ganz klar der Fall einer jungen Frau aus Berlin, die von einer Geburtstagsfeier mit der U-Bahn nach Hause fahren wollte und auf dem Heimweg brutal ermordet wurde. Dank der Videokameras auf den Bahnsteigen war es möglich, nicht nur den Weg des Opfers bis zur Ermordung zu rekonstruieren, sondern auch den Täter zu entdecken. Einer der ermittelnden Kommissare hat damals zu uns gesagt, dass er während der Durchsicht des Materials am liebsten in den Bildschirm gesprungen wäre, um die junge Frau zu warnen. So etwas bleibt im Kopf.
Sarno: Mir ist bis heute das Schicksal einer ermordeten Schülerin aus Frankfurt am Main im Gedächtnis. Die 16-Jährige wurde Anfang der 1980er Jahre im Frankfurter NordWestZentrum vergewaltigt und mit ­einem Messerstich mitten ins Herz getötet. Damals wie heute erschreckt mich die Kaltblütigkeit des Täters. Gleich­zeitig bin ich von der Hartnäckigkeit des damals ermittelnden Kommissars beeindruckt.

BAI

David Sarno, Sascha Lapp
Das Prinzip Mord

Wahren Verbrechen auf der Spur. 
Emons Verlag, 
256 S., 25,– €, 
ISBN 978-3-7408-1591-2

Über die Autoren

Sascha Lapp arbeitet als Reporter, Moderator und Redakteur für den Hörfunk des Hessischen Rundfunks und für die ARD. David Sarno ist Autor, Filmemacher und Regisseur. Beide produzieren Dokumentationen für mehrere True-Crime-Formate des ZDF und von ZDFinfo.