KRIMIDEBÜTS

Spannende Entdeckungen

17. Juni 2022

Wir schätzen den Scharfsinn und die Schrullen unserer Lieblingskommissare und -ermittlerinnen. Doch bleiben Sie wachsam – es lohnt sich auch die Lektüre dieser exzellenten Krimi-Erstlinge.

Loraine Peck war Porträtmalerin und Assistentin eines Magiers, sie spielte Blackjack und verkaufte Hummer. Wer solch ein aufregendes Leben führt, kann auch Krimis schreiben: Ihr Debüt „Der zweite Sohn“ (Suhrkamp, 423 S., 16,95 €) beweist, dass ihr dies sogar spielend gelingt. Die Geschichte über den Krieg zwischen zwei Gangsterclans in Sydney ist actionreich, brutal und glänzt mit einem überraschenden Finale.

Action bestimmt nicht gerade den Alltag der Berliner Privatdetektivin Isadora Winter. Ihr Job, sagt sie, bestehe zu 80 Prozent aus Warten. „Warten. ­Leben. Sterben“ (Piper, 336 S., 15,– €) ist der Buchtitel ihres ersten Falls. Autorin Inken Witt hat hier eine unkonventionelle und äußerst be­harr­liche Ermittlerin erfunden, die das Leben gern aus der Distanz betrachtet. Doch der Tod einer Auftraggeberin, deren Mann Isadora beschatten soll, bringt ihre Existenz ins Wanken.

Erstklassige, originelle Thrillerlektüre verspricht Frank Granitz’ Roman „Neptun 1986“ (Ullstein, 320 S., 11,99 €): Nina Hartmann arbeitet im Hotel Neptun in Warnemünde, wo eine Konferenz mit Vertretern aus der UdSSR und den USA stattfindet. Nina fallen brisante Unterlagen über in der DDR gelagerte Nuklearwaffen in die Hände. Sie wendet sich an einen westdeutschen Analysten, denn mit ihrem Staat hat sie noch eine Rechnung offen. Nina gerät zwischen die Fronten und wird zur Gejagten.

Wer Humor im Krimi schätzt, wird sich mit Anne Bandels Debüt „Von oben fällt man tiefer“ (dtv,  272 S., 10,95 €) prächtig amüsieren: Theophil Kornmaier will ein Kindheitstrauma mit einer Alpenüberquerung bewältigen und schließt sich einer recht skurrilen Wandergruppe an. Steinschlag ist dabei noch die geringste Gefahr, denn ein Mörder treibt im Gebirge sein Unwesen …

WB