John Ironmonger: DER WAL UND DAS ENDE DER WELT

Retter der ganzen Welt

8. April 2019
In der Literatur steht der Wal oft für ungeheure Kraft und Macht. Bei John Ironmonger hingegen wird ein gestrandeter Wal zur Metapher für Menschlichkeit in schweren Zeiten.

Zusammen mit dem Wal taucht ein Mann aus dem Meer vor der Küste Cornwalls auf: Joe Haak, ein Mathematiker und Bankenanalyst, der in Panik aus London floh, als seine Algorithmen das nahe Ende der Welt voraussagten. In St. Piran, dem idyllischen 300-Seelen-Dorf, in dem die Uhren langsamer gehen und Handys keinen Empfang haben, erwartet ihn das Gegenteil der Apokalypse: Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft, Anstand, sogar Liebe.

Zwar schneidet eine Katastrophe mit ungeahnten Folgen St. Piran bald von der Außenwelt ab. Aber je kritischer die Lage wird, desto enger rücken Menschen wie der alte Arzt, der Strandgutsammler oder die Frau des Pastors zusammen. Und desto mehr wächst Joe als Menschenfischer und Motivator über sich und seine Rechenmodelle hinaus. 

Ironmonger, selbst promovierter Zoologe, kennt Wal und Welt: Er konfron­tiert geschickt die Kälte der Londoner City mit der Nestwärme der Provinz, die Leere weltweiter Börsentransaktionen mit der Solidarität und Herzlichkeit ­einer intakten Dorfgemeinschaft. So wächst auch sein Roman über pure Roman­tik hinaus – und weitet sich zur Geschichte über die Zerbrechlichkeit unserer Zivilisation und über die Suche nach Heimat, nach Geborgenheit in einer globalisierten Welt. Dabei ist Ironmongers Wal-Roman keine düstere Dys­topie, sondern ein Mutmachbuch: humorvoll, nachdenklich und herzerwärmend.