Adrian J Walker: AM ENDE ALLER ZEITEN

Unterwegs nach Süden

23. August 2016
Ein Asteroiden-Schauer verwüstet Großbritannien. Um seine Familie wiederzufinden, muss Edgar Hill 500 Meilen zu Fuß nach Süden – eine mörderische Tour. Adrian J Walkers Roman handelt vom Kampf ums Überleben und von den Urfragen des Seins.

Edgar „Ed“ Hill säuft, glotzt zu viel Fernsehen und lässt sich hängen. Tagsüber flüchtet er lieber so lange wie möglich in den Büroschlaf, statt seiner Frau Beth zu Hause zu helfen. Seine Kinder Alice und Arthur liebt Ed schon irgendwie, aber insgesamt ödet ihn sein Dasein in dem kleinen Haus in Edinburgh ziemlich an. Doch dann geschieht die Katastrophe: Tausende von Asteroiden verwüsten Schottland und die Britischen Inseln. Ed kann seine Familie und sich in letzter Sekunde vor den tödlichen Einschlägen in den Keller retten. Als sie sich endlich wieder nach draußen wagen, ist die Welt, die sie kannten, weitgehend dem Erdboden gleichgemacht. Im unbeschreiblichen Chaos wird Ed von seiner ­Familie getrennt. Zusammen mit Leidensgenossen macht er sich auf den Weg nach Cornwall, um seine Lieben wiederzufinden. Es ist eine Hunderte Meilen weite, mörderische Tour. Ed lernt nicht nur, ausdauernd zu laufen und Schmerzen zu ertragen, sondern arbeitet auch sein bisheriges Leben auf. Adrian J Walker schickt seinen Helden auf eine qualvolle Reise, während der ihn alle wesentlichen Fragen beschäftigen. Ob Glaube, Gott oder Gesellschaft – Eds innere Monologe gehen ans Eingemachte, handeln von den Urfragen des Seins angesichts der Verheerungen.


Adrian J Walker versteht es meisterhaft, die philosophische Ebene und den tatsächlichen Fortgang der Ereignisse zu verknüpfen. Das liest sich grandios, es fesselt aber ebenso, Ed zu lauschen: In dem von Uve Teschner gelesenen Hörbuch geht sein Überlebenskampf bis ins Mark. Scharf, sonor und schneidend lässt der dynamische Sprecher Ed klingen. Einsame Zweifel verschaffen sich rau und zugleich intensiv Gehör. Manchmal bedarf es offenbar der Apokalypse, um sich dem wahren Leben zu nähern und zu sich selbst zu finden. Vielleicht. ←