Elena Ferrante: DIE GESCHICHTE DER GETRENNTEN WEGE

Krisen und Karriere

28. August 2017
Im dritten Band von Elena Ferrantes Roman-Tetralogie gerät die Freundschaft zwischen Elena und Lila in Gefahr: Die eine arbeitet sich wieder nach oben, während die andere abzustürzen droht.

Wenn Elena Ferrante draufsteht, ist Neapel drin: Auch durch den dritten Band der Saga um die Freundschaft der beiden Frauen Elena und Lila weht der Hauch von Süditalien, mit Temperament, Grandezza und großen Emotionen.
Elena, die erfolgreiche Romanautorin, heiratet den Dozenten Pietro, zieht mit ihm nach Florenz und bekommt eine Tochter. Aber ein zweiter Roman will ihr nicht gelingen, die Mutterrolle füllt sie ebenso wenig aus wie ihre Ehe, der Kontakt zu Lila in Neapel flaut ab – und dann taucht plötzlich Elenas große Liebe Nino wieder auf. Lila hingegen entdeckt mithilfe ihres Freundes Enzo ihr Talent für Computertechnik, kann die Arbeit in der Wurstfabrik aufgeben und steht vor einer steilen Karriere.

„Die Geschichte der getrennten Wege“, so der Titel des dritten Teils von Ferrantes großer neapolitanischer Saga, ist eine Erzählung von schleichender Entfremdung und widerstreitenden Gefühlen. Elena vermisst Lila, aber gleichzeitig wünscht sie heimlich ihren Tod, „nicht aus Hass, ich wäre nie fähig gewesen, sie zu hassen. Aber ich ertrug die Leere nicht, die dadurch entstand, dass sie sich mir entzog.“

Meisterhaft lotet Elena Ferrante eine Freundschaft aus, die zerbrechlich wirkt und doch viele Stürme überdauert. Das Ita­lien der späten 1960er Jahre bildet die Kulisse für diesen literarischen Geniestreich, der großartige Unterhaltung und Tiefgang aufs Schönste zusammenführt.