Matt Ruff: LOVECRAFT COUNTRY

Ungeheuer wahr

13. Juni 2018
Kultautor Matt Ruff spielt wieder genial mit Elementen der Genreliteratur: „Lovecraft Country“ ist eine ganz und gar gegenwärtige Horrorgeschichte über Rassismus und die USA der 1950er Jahre. 

Wer einen Roman von Matt Ruff in die Finger bekommt, kann sich auf etwas gefasst machen. Denn dieser Autor schreckt vor nichts zurück. Er kombiniert hinreißend kaltblütig Genre- mit Hochliteratur und leuchtet die Wirklichkeit gnadenlos mit seinen herrlich fantastischen Einfällen aus. Sein jüngster Roman erzählt von dem jungen Afroamerikaner Atticus und seiner Familie, die sich im Amerika der 1950er Jahre nicht nur mit den haarsträubendsten Auswüchsen der Rassentrennung herumschlagen müssen, sondern auch mit schauerlichen Vorkommnissen ganz anderer Art. So will etwa eine rassistische Geheimloge Atticus für okkulte Rituale missbrauchen. Und Atticus’ Freundin Letitia muss sich damit arrangieren, dass sie sowohl in einem feindseligen Weißenviertel als auch in ­einem Spukhaus wohnt. Ein umwerfender Roman, der den Verdacht nährt, dass das wahre Grauen gar nicht da lauert, wo Geister involviert sind.